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Lebendige Grünflächen

Pflanzmethode trotzt Klimawandel

Bilderreihe (Fotos Conni Schlosser): auf einer Fläche am Südring in Marktheidenfeld wird eine “Pflanzkiste” zur Vorbereitung der Pflanzmethode von Gerd Meyer und Johannes Wagner angelegt. Mit drei Bretterwänden und einer Totholzwand wird die künftige Pflanzfläche eingegrenzt und so vor manuellen Einwirkungen geschützt. In die Kiste kommt bei stark verfilztem Unterwuchs optional eine Pappe, darauf eine kreuzförmige Einteilung mit Totholz, die künftigen Pflanzstandorte, gefüllt wird schließlich mit Laub und feinem Totholz (kurze Totholzstücke, Geäst). Auf der so vorbereiteten Fläche wird bis zur eigentlichen Pflanzung das Bodenleben aktiviert. Ergänzt werden können die Pflanzkisten durch Sitzmobiliar wie hier ein Ecksitzbrett, was vor allem im innerstädtischen Bereich für Aufenthaltsqualität sorgt.

Etliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichen Fachgebieten und Regionen trafen sich auf Einladung des BUND Naturschutz zum 6. Runden Tisch Grünflächen in Marktheidenfeld.

Nach den Schwerpunkten der letzten Runden Tische wie Förderung der Biodiversität, Schaffung von Vernetzungsstrukturen, Mahdmanagement u.a. wurde in diesem Jahr die Problematik von Gehölzpflanzungen und deren Pflege in Zeiten zunehmender Trockenheit in den Fokus genommen. Dazu konnten Gerd Meyer, Baumschulgärtner, und Johannes Wagner, Forst- und Landschaftspflege Wagner, aus Weißenburg gewonnen werden.

Im theoretischen Teil der Veranstaltung stellte Meyer das Konzept seiner Pflanzmethode vor, die er im Laufe der Zeit entwickelt und perfektioniert hat. Dabei ist es ganz einfach und doch revolutionär: es werden mehrere Jungpflanzen verschiedener Baumarten, auf einer vorbereiteten Fläche in verrottbaren Pflanzpatronen, dem sogenannten "Altmühltaler Pflanztopf", eingesetzt. Der stärkste Trieb wird gefördert, die anderen konkurrierenden werden nach wenigen Jahren entfernt. Das Gießen der Fläche ist dabei verboten! Denn nur so werden Bäume angeregt ihre Wurzeln nach unten hin tief zu wasserführenden Schichten auszubilden, was eine Grundvoraussetzung ist, um auch alt zu werden. In der Regel erreichen Stadtbäume bei weitem nicht ihr normales Alter und müssen oft nach wenigen Jahrzehnten ersetzt werden. 

Die Vorteile der Methode liegen auf der Hand: massive Reduzierung von Pflege- und Ersatzkosten sowie Einsparung von Dünger und Bioziden. Meyer gibt zu bedenken, dass die CO2-Bilanz von Bäumen aus Baumschulen so schlecht ist, dass diese teilweise erst nach 100 Jahren ausgeglichen sei. 

Gepflanzt wird in sogenannte Affolter: Kästen aus Brettern und Totholzstämmen, ein bis drei Quadratmeter groß, je nach Anforderung. In die Kästen werden Holzstämme und Laub eingebracht, dem Waldboden nachempfunden. Auf dichtem Pflanzfilz kommt unter das Laub noch eine Lage Pappe. Ist das Laub weitgehend zersetzt, kann im ausgehenden Frühjahr, dann wenn die Vegetationsperiode beginnt und auch Wurzelwachstum stattfindet, gepflanzt werden. Diese Vorgehensweise aktiviert das Bodenleben und schafft optimale Voraussetzungen für ein gesundes Pflanzenwachstum.

Die Pflanzenauswahl erfolgt nach Wunsch, Ansprüchen und Vorlieben. So können Obstkisten, Naschkisten oder Kisten mit schlanken Straßenbäumen entstehen. Auf diese Weise kann man auch Strauchpflanzungen anlegen oder Weinstöcke ziehen. Nach etwas fünf Jahren hat ein Sämling so einen verschulten Straßenbaum in der Höhe eingeholt – ganz ohne Gießen und ohne Dünger.

Im praktischen Teil des Runden Tisches zeigte Johannes Wagner den Teilnehmenden auf einer Fläche am Südring in Marktheidenfeld, wie ein sogenannten Affolter angelegt wird. In diesem ersten Schritt wurde der Rahmen installiert und der Boden mit Laub und Totholz präpariert. So entsteht ein waldartiger Standort mit viel Bodenaktivität als Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der Sämlinge. Diese werden im späten Frühjahr an dieser Stelle eingepflanzt.

Mit den Affoltern lässt sich auch das städtische Umfeld als Erlebnis- oder Aufenthaltsraum gestalten indem z.B. die Randeinfassung zur Sitzfläche umfunktioniert wird. So wurde auch hier als Muster ein „Ecksitzbrett“ installiert.

Seit 2020 organisiert der BUND Naturschutz Main-Spessart im Rahmen seines Umweltbildungsprojektes - 2024/25 unter dem Motto „Klimawandel, Artensterben und wir“ - einen Runden Tisch Lebendige Grünflächen für Kommunen.  Unter dem Motto „Die Vielfalt macht’s - Lebendige Grünflächen für Kommunen“ sind Kommunalvertreter*innen, Mitarbeitende in den Bauhöfen und Grünkolonnen, aber auch alle weiteren Interessierten eingeladen sich über neue Ansätze in der Grünflächenpflege zu informieren, Erfahrungsberichte zu hören und im Austausch kollegial zu beraten.

Ein herzlicher Dank an dieser Stelle an die Stadt Marktheidenfeld, Umweltstelle und Bauhof, für die langjährige Unterstützung!

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 6. Runden Tisches “lebendige Grünflächen für Kommunen” sind gespannt auf die Entwicklung des ersten Hädefelder Miniaturparks. Die Versuchs- und Anschauungsfläche entstand am Südring, Ecke Ulrich-Willer-Straße.