Energie und Klima
Biomasse - Biogas
Unter den "erneuerbaren" Energieträgern nimmt bei der Stromerzeugung in Bayern die Biomasse mit einem Anteil von 20,2 % in 2020 - im Vergleich zu 9,8 % für Windkraft und 26% für Photovoltaik - eine Schlüsselrolle ein. Etliche bayerische Gemeinden haben sich aufgrund des hohen Anteils an "Bioenergie" schon für "energieautark" erklärt, was jedoch mit Vorsicht zu genießen ist: Selbst die Vorzeigegemeinde Wilpoldsried im Allgäu produziert wohl 8mal so viel Strom, wie sie selbst benötigt, kann sich aber nur nur zu 60% mit Heizenergie versorgen. Noch dazu werden in Bayern Abfallverbrennungsanlagen als Biomassekraftwerke verrechnet, was mit Nachhaltigkeit nichts zu tun hat.
Prinzipiell erfüllen Biomassekraftwerke und Biogasanlagen eine sehr wichtige Funktion: Windkraft und Photovoltaik sind volatil und nur eingeschränkt grundlastfähig. Biomasse und Biogas sind dagegen konstant verfügbar und auch speicherbar. Sie ermöglichen selbst bei einem geringen Gesamtanteil an der Stromerzeugung, Engpässe bei sog. "Dunkelflauten", die an einigen Tagen im Jahr auftreten, zu verhindern und die Stromnetze zu stabilisieren. Den bayernweiten Bedarf an Heizenergie zu decken sind sie jedoch bei weitem nicht in der Lage.
Ökologisch sinnvoll ist der Betrieb von Biogasanlagen ohnehin nur, wenn sie mit landwirtschaftlichen Abfällen und evtl. mit Speiseresten aus der Gastronomie beschickt werden und auch eine Nutzung der Abwärme möglich ist. Auch die Biomüllvergärung könnte einen nicht unbeachtlichen Beitrag liefern.
Die Wahl des Gärsubstrats ermöglicht eine angepasste Steuerung der Abwärme, je nach Jahreszeit. Die gängige Praxis in Bayern sieht leider anders aus: Die meisten Biogasanlagen werden mit "Energiemais" beschickt, der inzwischen den Großteil der "Energiepflanzen" ausmacht. Sie beanspruchen inzwischen gut 15% der Agrarfläche Deutschlands, noch dazu auf den besten Böden. Stellt schon der hohe Düngemittel- und Pestizideinsatz eine positive Energiebilanz in Frage, requirieren zudem einige Biogasanlagen "Energiemais" aus hunderten von Kilometern entfernten Äckern.
Nachdenklich stimmt dabei, dass der Anteil der Energiepflanzen inzwischen zwei Drittel der Fläche für den Anbau von Lebensmitteln (22%) erreicht. (Für den Anbau von Futtermitteln werden knapp 60% unserer Agrarfläche geopfert. 30% unserer landwirtschaftlichen Produkte werden exportiert, darunter Schweinefleisch nach Polen und China.) Die aus Biogas gewonnene elektrische Energie könnte mit Photovoltaik auf einem Vierzigstel der Fläche erzeugt werden. Es sollte somit einleuchten, dass der Anteil der Energie aus Biomasse am deutschen/bayerischen Energiemix nicht nennenswert gesteigert werden kann, sondern eher - zugunsten der Produktion von Lebensmitteln - gedrosselt werden sollte..
Die Zukunft von Biogas dürfte so vor allem darin liegen, Heizenergie an Stelle von Erdgas bereitzustellen, also Biomethan in die Gasnetze einzuspeisen und die Gasspeicher, zusammen mit Wasserstoff, aufzufüllen.
Der Primärenergieträger Holz ist wohl der Pionier für nachhaltiges Wirtschaften schlechthin. Der Begriff (im Sinn von "continuierlich beständig") wurde ja schließlich von Hans Carl von Carlowitz 1713 im Bereich der Forstwirtschaft dahingehend geprägt, dass nicht mehr Holz verbraucht werden soll, als auch nachwächst. Der Begriff "nachwachsend" ist inzwischen jedoch zu einem Gummiwort geworden, denn der Zeitraum des Nachwachsens ist nicht klar umrissen. Buchenholz etwa braucht dazu ein Jahrhundert, ist aber schnell verfeuert, und letztendlich könnte man auch Kohle als nachhaltig bezeichnen, weil sie ja in mehreren Jahrmillionen wieder nachgewachsen ist. Als nachhaltig sollte ein Energieträger nur dann bezeichnet werden, wenn auch im gleichen Zeitraum so viel nachwächst, wie verbraucht wird. Davon kann aber etwa bei der energetischen Verwertung von Stammholz aus den Urwäldern Kareliens nicht ausgegangen werden. Die Frage, ob die Verbrennung von Holz in kleinen Feuerungsanlagen treibhausgasneutral ist, kann so laut UBA nicht pauschal mit „ja“ beantwortet werden.
Nicht zuletzt ist Holz wegen der durch Holzfeuerungen entstehenden Feinstaubbelastung ins Gerede gekommen. Ein neuer Kaminofen üblicher Größe emittiert lt. Umweltbundesamt, wenn er bei Volllast betrieben wird, in einer Stunde etwa 500 mg Feinstaub. Das entspricht ca. 100 km Autofahren mit einem PKW der Abgasnorm Euro 6. Lt. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft nutzen aber inzwischen rund 1,1 Mio. Haushalte Holz als primäre Energiequelle zum Heizen des kompletten Wohnraums. Dazu kommen etwa 11 Millionen Kaminöfen und Kachelöfen als ergänzende Holzheizungen. Zwei Drittel der Wärme aus erneuerbaren Energien in Deutschland werden aus Holz erzeugt, bei 4% liegt der Anteil von Holz an der Stromerzeugung. Der Anteil von Holz an der gesamten Endenergieversorgung in Deutschland lag in den letzten Jahren unverändert bei fünf Prozent (agrarheute.com). Bayern nimmt mit einem Anteil von 6,5% Holz an der Primärenergieversorgung - also 36% der "erneuerbaren" Energieträger - bundesweit einen Spitzenplatz ein.
Der Schwerpunkt der Holznutzung sollte aber auch künftig in seiner Verwendung als Baustoff und der Herstellung von Holzprodukten liegen. Holzfeuerungen können nur dann noch als ökologisch vertretbar gelten, wenn sie ausschließlich Abfallholz aus nachhaltiger Bewirtschaftung verwerten und mit entsprechenden Filtern ausgestattet sind. Um möglichst emissionsarm und mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad zu heizen, sollte gut aufbereitetes und getrocknetes Holz in einer modernen, effizienten und emissionsarmen Feuerstätte verbrannt werden. Holz wird mengenmäßig ohnehin nicht Erdgas ersetzen können und sollte dies auch nicht, denn es ist als Energiespeicher und Kohlendioxid-Senke von unschätzbarem Wert.
Bearbeitet: H. Haas-Hyronimus