Brennpunkte vor Ort: Stromnetzausbau, Südlink
Milliardengrab SuedLink
2021 geht die Planung der Stromautobahn "SuedLink" auch im östlichen Unterfranken ins Planfeststellungsverfahren. Für den BUND Naturschutz beschreiten damit Bundesregierung und Energieversorger den falschen Weg. Sie belasten die Verbraucher unnötig mit immens hohen Kosten und riskieren zudem noch einen weiträumigen Blackout bei Störfällen. Eine zukunftsfähige Energiewirtschaft muss auf eine dezentrale Energiewirtschaft mit einem sinnvollen Verbund von lokalen Energieerzeugern setzen, die ausschließlich regenerative Energien, vor allem Windkraft und Photovoltaik, nutzen. Die Kreisgruppe Main-Spessart des BN unterstützt deshalb die Bürgerinitiative Bergrheinfeld gegen die Monstertrasse.
Von den Betreibern wird SuedLink als Stromtrasse dargestellt, die Windstrom von der Nordsee nach Süddeutschland führt. Aus Broschüren des "Bürgerdialogs Stromnetz" geht jedoch hervor, dass diese Höchstspannungs-Gleichstromleitung nur ein Baustein eines europäischen Energieverbunds ist, der nach wie vor auch auf konventionelle Kraftwerke setzt. Die geplante Weiterführung des SuedLinks durch die Nordsee beispielsweise, der "NordLink", könnte uns also ebenso mit Atomstrom aus Schweden oder sogar Litauen beliefern. Die neuen Höchstspannungstrassen sind deshalb kein Fortschritt in der Energiewende, sondern zementieren die Stromgewinnung aus fossilen Energieträgern und eine zentralisierte Stromversorgung. So warnen die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) bereits vor der nicht nur möglichen, sondern sogar wahrscheinlichen Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken.
Für die betroffenen Gebiete im Main-Spessartkreis (zwischen Arnstein und Thüngersheim) bedeutet allein schon die Verlegung der Erdkabel Erdarbeiten wie für eine vierspurige Straße, in einer Breite von 11 - 20 m und fast 2 m Tiefe Sie führen durch ökologisch höchst sensible Gebiete wie die Werntalhänge und die Weinbergslagen zwischen Retzbach und Thüngersheim und werden dort irreparable Schäden anrichten.
Gegen diese Fehlplanung müssen sich die betroffenen Kreis- und Ortsgruppen zur Wehr setzen. Eine Diskussion über die Kosten-Nutzen-Rechnung des geplanten Stromnetzausbaus ist längst überfällig. Wesentlich vordringlicher als neue Leitungen sind die Aufhebung der unsinnigen 10h-Abstandsregelung für Windräder und der Wegfall der bürokratischen Schranken und Sonderbelastungen für private PV-Anlagen. Außerdem sollten Reservekraftwerke gebaut werden, die nicht von Sonne und Wind abhängig sind – beispielsweise kleine, dezentrale Blockheizkraftwerke, die mit Holz oder erneuerbarem Gas Strom erzeugen.
Bildquelle: Bürgerdialog Stromnetz (https://www.buergerdialog-stromnetz.de/)
Dezember 2020
BUND und Bund Naturschutz in Bayern kritisieren Netzausbaupläne
Ein Ausbau des Stromnetzes ist wohl in begrenztem Umfang erforderlich, um Strom aus erneuerbaren Energien zu den Zentren des hohen Verbrauchs transportieren zu können, denn dies macht das Stromsystem flexibler und reduziert den Bedarf an neuen fossilen Kraftwerken. Allerdings ist der Ausbau der Netze nur dort sinnvoll, wo dies zur Erneuerung des Energiesystems und somit zur effizienten Nutzung erneuerbarer Energien beiträgt.
Der von den Übertragungsnetzbetreibern angegebene Netzausbaubedarf geht aus Sicht des BUND weit über die Anforderungen der Energiewende hinaus. Die Planungen sind viel zu sehr auf einen starken Ausbau von Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee ausgelegt. Ein Ausbau der Windenergie an Land, gerade in Süddeutschland, wird nicht ausreichend berücksichtigt. Gleichzeitig dient der vorgeschlagene Netzausbau eben nicht nur wie behauptet dem Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch dem europäischen Stromhandel und der höheren Auslastung klimaschädlicher Kohlekraftwerke. Viele Flexibilisierungsmöglichkeiten, die den Ausbaubedarf reduzieren könnten, bleiben hingegen unberücksichtigt.
Der Bund Naturschutz ist nicht generell gegen den Umbau oder gar Neubau von Stromleitungen. Der BUND Naturschutz lehnt aber die geplanten Stromtrassen grundsätzlich ab, solange deren Notwendigkeit für eine Energiezukunft mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien nicht nachgewiesen und nachvollziehbar begründet wurde.
Nicht berücksichtigt sind zum Beispiel:
- Stromerzeugungskapazitäten unter 10 MW
- zukünftiger politisch gewollter KWK-Ausbau (25 %)
- andere Stromerzeugung aus Biogasanlagen (7,2 GW) – Flexibilisierung
- Strom-Einsparziele der Politik (10 %)
- Dynamischer Ausbau der EE
- Demand-Side-Management (kurz DSM) zur Kappung kurzfristiger Spitzen
- Netzoptimierung vor Netzausbau
Und es fehlt eine
- Strategische Umweltprüfung (SUP)
Pressemitteilung vom 02.07.15: BN kritisiert Trassenkompromiss
Pressemitteilung vom 29.09.16: BUND NATURSCHUTZ KRITISIERT POLITSHOW STATT TRANSPARENZ BEI PLANUNG DER NEUEN STROMAUTOBAHNEN