Nationalpark Spessart
Argumente für einen (Wald-)Nationalpark im Spessart
Seit der Ankündigung der Staatsregierung, einen weiteren Nationalpark in Bayern einrichten zu wollen, ist die Diskussion um einen „Nationalpark Spessart“ in vollem Gange. Die Diskussion ist teilweise von Ängsten und Befürchtungen geprägt. Der BUND Naturschutz fordert einen sachorientierten, transparenten Nationalpark-Suchprozess.
Die Kreisgruppen des Spessarts (Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg) möchten die Debatte versachlichen und darüber informieren, was die Einrichtung eines Nationalparks im Spessart bedeuten würde und welche Chancen sich für unsere Region daraus ergeben.
- Der Spessart ist eines der bundesweit größten zusammenhängenden und wenig zerschnittenen Waldgebiete Deutschlands mit einem weit überdurchschnittlichen Laubwaldanteil.
- Etwa 42.000 Hektar zusammenhängende öffentliche Staatswälder im Spessart würden die Einrichtung eines kompakten Nationalparks nach dem Willen der Bayerischen Staatsregierung ermöglichen.
- Im Spessart liegt mit fast 10.000 Hektar eines der größten Vorkommen des Lebensraumtyps Hainsimsen-Buchenwälder in der NATURA-2000-Gebietskulisse Deutschlands (Auswahlliste Welterbeliste der UNESCO). Außerdem umfasst der Spessart mit 28.393 Hektar eines der größten NATURA-2000-Vogelschutzgebiete Bayerns.
- Der Hochspessart beherbergt bereits mehrere Schutzgebiete nach nationalem Naturschutzrecht (insgesamt 276 Hektar):
- Offenland-Naturschutzgebiete im Hafenlohrtal und Weihersgrund
- drei Naturwaldreservate (Eichhall, Hoher Knuck und Gaulkopf)
- zwei Waldnaturschutzgebiete (Metzgergraben-Krone und Rohrberg)
- Im Forstbetrieb Rothenbuch liegen ca. 1.050 Hektar an Klasse-I-Wäldern (gemäß Naturschutzkonzept der BaySF), u. a. der berühmte Heisterblock. Nirgendwo in Bayern findet man mehr Wälder mit über 180 Jahre alten Buchen und über 300 Jahre alten Eichen. In seinem aktuellen Naturwaldkonzept schlägt der BUND Naturschutz deshalb bereits die Ausweisung von 9.000 ha Naturwald im Spessart vor.
- Der Hochspessart und weitere in Frage kommende Waldgebiete weisen auf ca. 80 % der Fläche standortsheimische Baumarten auf: Rotbuche und Traubeneiche.
- Die alten Laubwälder des Spessarts gelten bereits heute als Hotspots der Artenvielfalt. Durch eine Ausweitung günstiger Lebensraumstrukturen könnten seltene oder instabile Populationen von z. B. Eremit, Mittelspecht oder Halsbandschnäpper stabilisiert und gefördert werden.
- Ein Nationalpark inmitten des Spessarts könnte als Spenderfläche für bedrohte Arten für die umgebenden ausgedehnten Wälder dienen und bis in die benachbarten Naturparke Rhön und Odenwald wirken.
- Der Spessart liegt zwischen Metropolregion Rhein-Main und Würzburg und ist verkehrsgünstig an den Ballungsraum Frankfurt/Aschaffenburg angebunden. Das sind beste Voraussetzungen für den Tourismus, der durch die Attraktion eines Spessart-Nationalparks deutlich gefördert werden könnte. Die Kommunen in den drei Landkreisen Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg – insbesondere die Gemeinden innerhalb des Mainvierecks - würden davon erheblich profitieren.
Ein Nationalpark von 10.000 ha hätte folgenden Anteil an der Kulturlandschaft des Spessarts inkl. hessischer Teil: 4,6 % (bezogen auf Gesamtfläche des Naturparks minus gutachtlichem Abzug von 11 % für Bebauung und Infrastruktur, also 217.160 ha) Wir sprechen also von 4,6 % der freien Landschaft im Spessart, die durch ein Wildnisgebiet bereichert würde.
Für Rückfragen:
Michael Kunkel, BUND Naturschutz Heigenbrücken, kunkel_michael@web.de
Oktober 2016
Leserbrief unseres OG-Vorsitzenden Ruf zum Thema
18.11.2016 Leserbrief von Torsten Ruf zu "Der Verein des schnellen Neins" v. 17.11.2016 an das Main-Echo
Der CSU-Abgeordnete Peter Winter, Synonym für „Wir im Spessart“, hat ohne genaue Faktenkenntnis versucht, die Menschen in unserer Heimat gegen die Idee eines Nationalparks im Spessart einzunehmen und in ihrem Urteil zu beeinflussen. Das vorschnelle Nein von MdL Winter zu einem Nationalpark hatte offenkundig die Absicht, die Menschen in unserer Heimat zu verunsichern, nimmt aber dabei möglicherweise einer ganzen Region die Chancen, die ein Nationalpark in vielerlei Hinsicht bietet. Ein seltsames Gebaren, das eines Abgeordneten nicht würdig ist.
Unter anderem wird die Verdrängung der Eiche als Charakterart des Spessarts als ein Argument gegen einen Nationalpark Spessart aufgeführt. Die Realsituation sieht allerdings so aus: Ein potentieller Nationalpark mit wahrscheinlich nicht viel mehr als 10.000 ha Fläche (weniger als 6 % des bayerischen Spessarts) stellt für die Eiche als Wirtschaftsbaum keine Bedrohung dar. Für die Eiche als Biotopbaum ist es im Spessart dagegen langfristig schlecht bestellt. Die Buche wird die Eiche in den bisherigen Waldschutzgebieten (Naturschutzgebiete, Klasse-1-Wälder) weitestgehend verdrängen, da hier Prozessschutz herrscht. In den Wirtschaftswäldern wird die Eiche, bis auf Ausnahmen, vor dem Erreichen des Biotopbaumalters (ab 300 Jahren) gefällt. Unter diesen Aspekten wäre die Eiche in der Entwicklungszone eines Nationalparks, die 25 % der Gesamtnationalparkfläche umfasst, bestens aufgehoben, da hier gezielte Förderungsmaßnahmen durchgeführt werden könnten. Das wichtigste Thema neben der naturschutzfachlichen Diskussion ist die Wertschöpfung für die Region. Eine Vorstellung von möglichen wirtschaftlichen Potentialen bietet hier eine aktuelle Veröffentlichung des Bundesamts für Naturschutz: https://www.bfn.de/0323_tourismus-oekonomie.html . Es wäre also Herrn Winter, wie allen Kritikern der Nationalparkidee der CSU - Regierung anzuraten, sich zuerst über die Fakten kundig zu machen, bevor falsche, bzw. nicht taugliche Argumente verwendet werden.