Vorsicht: Amphibien unterwegs!
Steigende Temperaturen locken Kröten, Frösche und Molche aus ihren Winterquartieren. Erfahrungsgemäß startet im Landkreis Main-Spessart die Amphibienwanderung in den milderen Lagen im Maintal. Dort haben die Aktiven der BN Ortsgruppe Retzbach bereits vor einiger Zeit die Krötenzäune aufgebaut, andere Bereiche folgen.
„Ab einer nächtlichen Temperatur von circa fünf Grad und insbesondere bei regnerischem Wetter sind die fortpflanzungsbereiten Tiere massenweise auf Wanderschaft. Ehrenamtliche sind deshalb in dieser Zeit an Straßenrändern unterwegs, kontrollieren morgens und oft auch am Abend die Fangzäune und bringen die eingesammelten Tiere sicher auf die andere Straßenseite“, erklärt Erwin Scheiner aus der Kreisgruppe Main-Spessart. „In Main-Spessart muss man ab jetzt bis Mitte April und in höheren Lagen bis Ende April mit den Amphibien rechnen oder mit Menschen, die zu deren Schutz in den Morgen- und Abendstunden unterwegs sind“, so Scheiner weiter.
„Bei uns lief ein erster großer Schwung der Amphibien bereits“, berichtet Silvi Löwe von der Ortsgruppe Retzbach. „Nach zwei Tagen wurde es aber nachts zu kalt und jetzt warten wir auf besseres Krötenwetter. Allerdings haben wir innerhalb von zwei Tagen an der Billingshäuser Strecke schon mehr Amphibien gerettet als im gesamten Jahr 2023“, so Löwe weiter.
Besonders früh war man dieses Jahr dennoch nicht dran: im letzten Jahr wurden die Krötenzäune im Raum Retzbach sogar noch eine Woche früher aufgestellt. Bemerkenswert: An der Strecke Zellingen-Billingshausen wurde montags der Zaun aufgebaut und in der Nacht auf Dienstag kamen die ersten Kröten bereits an!
Im Kreisgebiet befinden sich vom BUND Naturschutz betreute Amphibienwanderwege an folgenden Stellen:
• zwischen Retzbach und Retzstadt
• zwischen Zellingen und Billingshausen
• zwischen Zellingen und Duttenbrunn
• an der Kläranlage Gräfendorf und dem Fischgut Seewiese
• an der Kreisstraße MSP 19 beim Sägewerk Grötsch
• an der Staatsstraße 2303 beim Gut Dürnhof
• an der Staatsstraße 2301, Ortsausgang Schönarts Richtung Eußenheim
• an der MSP 22 von Waldzell nach Pflochsbach
• an der KR 12 Waldzell
Für den Bereich Stadlersee zwischen Sendelbach und Lohr, an dem in den letzten Jahren auch die Rückwanderung betreut wurde, konnte in diesem Jahr nur ein Helferteam für den Hinweg gefunden werden. Hier hofft der BN für die Rückwanderbewegung auf aufmerksame vorsichtige Autofahrer. „Nur mit Schildern kann die Strecke zwischen Eichenfürst und Glasofen gesichert werden. Dort sind jedes Jahr Amphibien unterwegs, aber auch hier gibt es weder Zaunmaterial noch Helfer*innen für die Betreuung der Strecke. Es ist nicht zu vernachlässigen, dass entlang von Wanderstrecken zweimal am Tag kontrolliert werden muss und bei Bedarf die Eimer zu leeren sind. Da braucht es viel Menpower“, so Scheiner.
Die Amphibien sind vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung sowie in den Nachtstunden unterwegs und laufen Gefahr, massenhaft überfahren zu werden. Auch die Helfer*innen sind dann am Start und bringen die eingesammelten Tiere sicher auf die andere Straßenseite.
Um die Amphibien vor dem Straßentod zu schützen, helfen insgesamt 6.000 Freiwillige und retten jährlich mehr als 500.000 Amphibien. Dort, wo sichere Durchgänge fehlen, werden Schutzzäune an Straßen aufgebaut. Kröten, Frösche und Molche wandern am Zaun entlang und fallen dann in die Fangeimer, die in regelmäßigen Abständen ebenerdig im Boden versenkt sind. Die Amphibienretter leeren oft mehrmals täglich die Eimer, notieren die gefundenen Tiere, und tragen die Tiere anschließend über die Straße. Dadurch können die Daten gut mit denen der Vorjahre verglichen werden. In den letzten Jahren gab es aus ganz Bayern alarmierende Signale. An den meisten Übergängen werden selbst Allerweltarten wie Erdkröte und Grasfrosch weniger.
Amphibien gehören zu den weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltieren.
Sie sind bedeutend für viele Ökosystemfunktionen. „Kaulquappen sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele andere Tiere wie Molche, Libellen- und Schwimmkäferlarven. Erwachsene Lurche (Amphibien) verspeisen sehr viele Insekten und sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette für Vögel, Reptilien und Säugetiere“, so Andreas Zahn, Amphibienexperte beim BUND Naturschutz.
Der BN bittet alle Autofahrer in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme. „Jeder sollte sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und sein Fahrtempo freiwillig auf Straßen reduzieren, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen. Nicht nur wegen der Amphibien, sondern auch für die Helfer*innen, die am Straßenrand Tiere einsammeln“, so der BN-Naturschutzexperte.