Spaziergang über die Streuobstwiese bei Altbessingen
Zu Beginn des Spaziergangs über die Streuobstwiese erzählte Karl Michel von der Ortsgruppe Werntal ein bisschen was über deren Geschichte.
Die circa 5,73 ha große Fläche, die unweit der Kreuzung der Kreisstraße MSP 1 und der Staatsstraße 2294 liegt, ist von der Stadt Arnstein an zwei Pächter verpachtet. Knapp die Hälfte, etwa 2,5 ha, betreut der BUND Naturschutz.
Von Michel erfuhren die versammelten Teilnehmer, dass in den Jahren 1935 bis 1938 in diesem Gebiet in drei Abschnitten ca 20 ha Gemeindewald gerodet wurden, um den Bau einer Wasserleitung zu finanzieren. Jedes Haus der damaligen Gemeinde Altbessingen erhielt 1000 qm zur Rodung und dann als Pachtfläche, die für Getreide- und Kartoffelanbau genutzt wurden. 1949 wurde dann auf Beschluss des Gemeinderates Altbessingen unter Bürgermeister Ludwig Rösser eine Obstplantage angelegt, da zu jener Zeit viel Apfelmost getrunken wurde.
Auf jedem Flurstück wurden 9 Bäume gepflanzt, was insgesamt 540 Bäume ergab. Die verschiedenen Bäume, jedoch größtenteils Apfelbäume, wurden von der Gemeinde gekauft und den Pächtern zur Verfügung gestellt. Nach der Pflanzung übernahm jeder Landwirt die Pflege der Bäume, deren Ertrag Eigentum der Gemeinde war. Jedes Jahr im Herbst wurden die Bäume dann verstrichen (beim sogenannten Obstverstrich bekommen Interessenten Bäume zur Ernte zugewiesen). Als Gegenleistung durften die Landwirte die Ackerflächen pachtfrei nutzen. Im Wandel der Zeit wurde die Fläche immer mehr zur Wiese und für die Viehbeweidung genutzt. Da auch die Obstbäume immer weniger gepflegt wurden, nahm auch der Ertrag ab.
Später, während sich der Landschaftspflegeverband um die Bäume kümmerte, kam man auf die Idee, dass die Ortsgruppe (damals noch) Oberes Werntal des BUND Naturschutz Bayern die Pflege übernehmen könnte. Schließlich pachtete der Bund Naturschutz ab dem 22.05.2013 einen Teil der Fläche. Im Herbst des gleichen Jahres wurden 10 neue Bäume gepflanzt. Seitdem pflegt die Ortsgruppe diesen Anteil der Fläche.
Beim anschließenden Spaziergang über die Streuobstwiese betrachteten die interessierten Teilnehmer die alten Bäume, deren abgesägte Äste zu Totholzhaufen angehäuft sind. Schließlich dienen sie als Unterschlupf für viele Tierarten. Aber auch die alten Bäume an sich, mit ihren verkorksten Stämmen, sind eigenständige Biotope.
Da die Fläche nach wie vor von Dexter-Rindern, die auch schön zu sehen waren, beweidet wird, müssen die noch jungen Bäume vor diesen mit Holzzäunungen geschützt werden. Allzu gerne reibt sich das Vieh an den dünnen Stämmen. Mittlerweile bietet diese idyllische Streuobstwiese einen perfekten Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. So konnten wir z. B. verschiedene Vögel und Schmetterlinge beobachten.
Am Schluss wurde noch über die weitere Pflege der Bäume gesprochen. Im Fokus liegt die Streuobstwiese, so wie sie ist, langfristig zu erhalten.
Michael Pfister