Kirchen als Fledermausquartiere
In feierlichem Rahmen würdigte der Landkreis Main-Spessart hat am 17. Juni das Engagement der Kirchengemeinden und übergab die Anerkennungsplaketten der Aktion „Fledermäuse willkommen“.
Fledermäuse jagen bei völliger Dunkelheit und sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. Zur Biologie dieser Lebewesen hielt Matthias Hammer von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern einen informativen Vortrag. Neben dem ehrenamtlichen Fledermausbeauftragten Thomas Mantel, der auch beim BUND Naturschutz in der Kreisgruppe Main-Spessart und in der Ortsgruppe Lohr aktiv ist, waren auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Naturschutzbehörden vertreten.
Der stellvertretende Landrat Christoph Vogel betonte „Fledermäuse faszinieren die Menschen seit jeher. Doch vor Jahren drohten sie auszusterben. Sanierte Dachstühle, verschlossene Keller und gefällte hohle Bäume raubten ihnen die Unterkünfte.“ 1985 wurde in Anbetracht des Besorgnis erregenden Rückgangs aller einheimischen Fledermausarten das "Artenhilfsprogramm Fledermäuse" eingerichtet. Eine tragende Säule des Artenhilfsprogramms sind die beiden Koordinationsstellen in Nord- und Südbayern. Freiwillige Helfer suchen Fledermausquartiere, zählen die Tiere und beraten die Besitzer der Quartiere. Ein Großteil dieser bedeutsamen Quartiere befindet sich in historischen, denkmalgeschützten Gebäuden wie Kirchen, Schlössern oder Festungsanlagen. Die untere Naturschutzbehörde hat in den Jahren 2021 und 2023 eine systematische Kartierung von insgesamt 104 Kirchen in Auftrag gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass die Gotteshäuser im Landkreis Main-Spessart über eine ausgesprochen hohe artenschutzfachliche Bedeutung verfügen – knapp 80 Prozent der kontrollierten Gebäude waren von Fledermäusen besiedelt.
Im Landkreis Main-Spessart gibt es Quartiere von landes-, bundes- und europaweiter Bedeutung, was u.a. am Vorkommen besonders laubholzreicher Waldbestände wie dem Spessart liege. Für Vogel sei es ein Stück Lebensqualität Fledermäuse als Teil unserer intakten Umwelt bewusst zu erleben.
Matthias Hammer von der Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Nordbayern erzählte Wissenswertes über die Fledermäuse und ihre Quartiere. 17 Arten sind im Landkreis Main-Spessart nachgewiesen. Die Tiere seien deutlich kleiner als viele Leute glauben, eine Zwergfledermaus könne sich auf eine Walnuss setzten. Beim Jagen in der Nacht orten sie ihre Beute mit Hilfe von Ultraschallimpulsen nach dem Radarprinzip – das gelinge äußerst erfolgreich bei Mücken.
Im Sommer beziehen Fledermäuse vor allem in großen Dachstühlen Quartier. Im Landkreis gibt es Kolonien mit bis zu 2000 Tieren.
Ganz anders sehen die Winterquartiere aus, die kühl und gerne auch etwas feucht sein sollten. In der Natur bieten sich Karsthöhlen an, doch auch Keller werden genutzt. Unter der Decke hängend halten die Tiere dort sechs Monate Winterschlaf. Wer ein Fledermausquartier im Haus hat oder Fragen zum Fledermausschutz hat, kann sich gerne an die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt wenden: Laura Naudascher, Tel. (09353) 793 1809.
Die ausgezeichneten Kirchen:
- St. Michael Neubessingen (Arnstein)
- Mariä Heimsuchung und St. Nikolaus Büchold (Arnstein)
- St. Sebastian Halsheim (Arnstein)
- St. Markus und Ullrich Müdesheim (Arnstein)
- St. Johannes der Täufer Reuchelheim (Arnstein)
- Spitalkirche St. Elisabeth (Arnstein)
- St. Heinrich und St. Margareta Schollbrunn
- Sieben Schmerzen Mariä Aura i. S.
- St. Johannes der Täufer Fellen
- St. Jakobus d. Ä. Obersinn
- St. Maria Patronin Bayerns Aschenroth (Gemünden)
- St. Jakobus d. Ä. Hafenlohr
- St. Andreas Hundsbach (Eußenheim)
- St. Bonifatius Aschfeld (Gemünden)
- Mariä Himmelfahrt Wernfeld
- St. Gertrud Karsbach
- St. Johannes d. T. Erlach a. M. (Neustadt a. M.)
- St. Jakobus Mittelsinn
- St. Andreas Retzstadt
- St. Valentin Birkenfeld
- Evang. Michaelskirche Gräfendorf
- St. Georgskirche Thüngen
- Allerheiligste Dreifaltigkeit Bischbrunn