Igelkinder unterwegs
Nach durchschnittlich 35 Tagen Tragzeit bringen die Muttertiere vier bis sechs Igelkinder zur Welt. Die meisten im August, viele auch noch im September. Junge Igel sind typische Nesthocker, ihre Augen und Ohren sind nach der Geburt noch zwei Wochen lang geschlossen. Bis ungefähr zum 24. Lebenstag bleiben sie ausschließlich im Nest und werden dort gesäugt, nach drei Wochen bekommen sie Milchzähnchen. Dann verlassen sie erstmals ihren Geburtsort und erkunden die nähere Umgebung: Jetzt müssen sie lernen, was essbar ist und was nicht, und zwar ohne Igelmutter.
Während der Aufzucht haben Igelmütter riesigen Hunger und suchen in einem viel weiteren Umkreis nach Futter als ihre Sprösslinge. Die Igelkinder werden also – je nach Alter – eine gewisse Zeit alleine gelassen. Spätestens in der Morgendämmerung trifft sich die Igelfamilie dann wieder im Nest. 40 Tage lang werden die Jungtiere gesäugt, erst nach sechs Wochen trennt sich der Familienverband und die Mutter geht wieder eigene Wege. Je nach Wetter und individueller Selbstständigkeit bleiben die Geschwister noch einige Zeit zusammen – dann gehen auch sie getrennte Wege und müssen sich allein zurechtfinden.
Doch woran erkennt man, dass ein Igelkind Hilfe braucht? Tagsüber kriechen Igelsäuglinge nur aus dem Nest, wenn die Mutter nicht da ist, also nach ihrem nächtlichen Beutezug nicht zurückkehrt, und sie schon längere Zeit nicht mehr gesäugt wurden – nur dann brauchen sie Hilfe. Nachts allein unterwegs zu sein ist für gesunde Jungigel dagegen ganz normal. Deshalb sind alle Gartenbesitzer*innen gefragt, ihren Garten igelfreundlich zu gestalten und mögliche Gefahrenquellen zu entschärfen. Bitte keinesfalls mit Motorsensen unter Hecken mähen, ohne diese vorher zu kontrollieren. Und ganz wichtig: Mähroboter nur tagsüber arbeiten lassen oder besser noch ganz darauf verzichten. Ihre Sensoren erkennen nur ausgewachsene Igel, wenn sich die Kleinen zusammenrollen werden sie überfahren und häufig verstümmelt oder getötet. Und auch Kellerschächte können für Igelkinder zur Falle werden. Daher: Bitte abdecken.
Auch Autofahrer*innen sollten in diesen Tagen besonders wachsam sein, da viele Igel auf der Straße unterwegs sind. Die zunehmende Verdichtung des städtischen Lebensraums und die Undurchlässigkeit vieler Gartenzäune zwingt die Igel auf die Straße. Wir raten dazu, Igeldurchgänge von einem Garten zum nächsten anzulegen. Oder besser gleich ein mindestens 10x10 cm großes Loch in den Gartenzaun zu schneiden.
Generell freuen sich Igel über naturnahe Gärten mit heimischen Blühpflanzen, alten Obstbäumen und dichten Hecken. Beliebte Jagdgebiete sind Stauden- und Kräuterbeete sowie Grünflächen mit Wildblumen. Den Tag verbringen die nachtaktiven Insektenfresser aber lieber in einem sicheren Versteck. Das können Laub-, Holz- oder Steinhaufen mit Hohlräumen sein. Sehr gerne werden auch zugängliche Komposthaufen genutzt.
In Retzbach kümmern sich seit Jahren Reinhard Fritz und Patricia Behr um in Not geratene Igel. Ihr oberstes Ziel ist dabei die Auswilderung der stacheligen Gesellen. Benötigen Sie Beratung und Begleitung rund um den Igel, wenden Sie sich an Reinhard Fritz und Patrizia Behr. Auch wenn jemand einen für eine Auswilderung geeigneten Garten hat, sind Herr Fritz und Frau Behr die richtigen Ansprechpartner.
Was viele nicht wissen: obwohl die Igelstation in Retzbach ehrenamtlich geführt wird, fallen hier nicht unerhebliche Kosten beispielsweise für Futter und Tierarztkosten an. Deshalb freut sich der BN über finanzielle Unterstützung. Spenden Sie an
Bund Naturschutz, Kreisgruppe Main-Spessart
SPK Mainfranken – Würzburg
DE78 7905 0000 0240 4428 22
Verwendungszweck: Igelstation Retzbach
Für Rückfragen:
Patricia Behr und Reinhard Fritz
BUND Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Main-Spessart
Tel. 0160 7364732
E-Mail: rein.fritz@t-online.de