Die Amphibien sind wieder unterwegs
Die gestiegenen Temperaturen locken Kröten, Frösche und Molche aus ihren Winterquartieren. Darum werden nun überall im Landkreis die Amphibienschutzzäune aufgebaut, teilweise stehen sie in den milderen Bereichen im Maintal bereits, dort hat die Wanderung schon begonnen.
„Ab einer nächtlichen Temperatur von circa fünf Grad und insbesondere bei regnerischem Wetter sind die fortpflanzungsbereiten Tiere massenweise auf Wanderschaft. Deshalb sind in diesen Wochen wieder zahlreiche ehrenamtlich Aktive des BUND Naturschutz an Straßenrändern unterwegs, kontrollieren morgens und oft auch am Abend die Fangzäune und bringen die eingesammelten Tiere sicher auf die andere Straßenseite“, erklärt Erwin Scheiner aus der Kreisgruppe Main-Spessart.
„Bis Mitte April und in höheren Lagen bis Ende April muss man auf unseren Straßen mit den Amphibien rechnen oder mit Menschen, die zu deren Schutz in den Morgen- und Abendstunden unterwegs sind“, so Scheiner weiter. Im Kreisgebiet befinden sich vom BUND Naturschutz betreute Amphibienwanderwege an folgenden Stellen:
- zwischen Retzbach und Retzstadt
- zwischen Zellingen und Billingshausen
- zwischen Zellingen und Duttenbrunn
- am Stadlersee zwischen Sendelbach und Lohr
- an der Kläranlage Gräfendorf und dem Fischgut Seewiese
- an der Kreisstraße MSP 19 beim Sägewerk Grötsch
- an der Staatsstraße 2303 beim Gut Dürnhof
- an der Staatsstraße 2301, Ortsausgang Schönarts Richtung Eußenheim
- an der MSP 22 von Waldzell nach Pflochsbach
- an der KR 12 Waldzell.
Etliche ehrenamtliche Helfer*innen betreuen über acht bis zehn Wochen lang die Übergänge. Besonders im Raum Retzbach freut sich die Ortsgruppe über weitere Unterstützer*innen, die sich direkt dort (Retzbach/Zellingen - BUND Naturschutz in Bayern e.V. (bund-naturschutz.de)) melden können. Eine weitere Besonderheit stellt die Strecke am Stadlersee bei Lohr dar: dort wird auch die Rückwanderung der Kröten betreut.
Im letzten Jahr konnten durch die Hilfe vieler Ehrenamtlicher des BN knapp 4000 Erdkröten und andere Amphibienarten vor dem Tod auf den Straßen bewahrt werden. 2020 waren es noch über 6000 Tiere! Aber nicht nur die Zahl der Tiere, auch die Zahl der Freiwilligen geht altersbedingt zurück, sodass der BN hofft, „dass die Betreuung der Zäune von Jüngeren übernommen wird. Wer etwas Gutes tun will, ist jederzeit herzlich willkommen, mitzuhelfen“ appelliert Scheiner.
Traurigerweise stellen immer mehr Helfer*innen in den letzten Jahren fest, dass an vielen Übergängen die Anzahl der Tiere in den Fangeimern sinkt. Scheiner warnt: „Wenn wir nicht entschiedener gegen die Klimakrise vorgehen, werden die trockenen Sommer und Frühjahre, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, zur Regel. Selbst Allerweltsarten wie Erdkröte und Grasfrosch könnten dann zu einem seltenen Anblick werden.“ Für den Schutz der Amphibien, die aufgrund ihrer schnell austrocknenden Haut auf Feuchtigkeit angewiesen sind, müssen die Gewässer im Landkreis geschützt oder renaturiert und die feuchten Wiesen und Weiden erhalten werden, erinnert Scheiner: „Viele Amphibien können wir vor dem Straßentod retten. Aber das hilft langfristig nur, wenn auch ihre Lebensräume erhalten werden.“
Der BN bittet alle Autofahrer in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme:
- Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Amphibienzäunen.
- Achten Sie an den Stellen, an denen Amphibienzäune errichtet sind, auf die Helfer, die am Straßenrand Tiere einsammeln.
- Reduzieren Sie Ihr Tempo auf Straßen, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen, auch wenn keine Warnhinweise aufgestellt sind.
- Sie haben eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist? Melden Sie sich bitte per Mail an: amphibien@bund-naturschutz.de. Leider kann dennoch nicht immer Abhilfe geschaffen werden, denn der Arbeitsaufwand ist enorm. Zweimal täglich müssen Amphibienzäune und Fangeimer kontrolliert werden und das, solange die Zäune stehen. Ohne eine große Zahl an Freiwilligen ist das nicht möglich.
Anlage Foto:
Erdkröten, Foto U. Meßlinger