Der Biber – Landschaftsgestalter am Erlenbach in Marktheidenfeld
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie, das Wassergesetz, Naturschutzgesetze und die bayerische Biodiversitätsstrategie verpflichten uns zur Renaturierung und ökologischen Verbesserung unserer Gewässer. Nutzt man nun die Aktivitäten des Bibers und kombiniert sie mit einer Nutzungsaufgabe der Uferrandstreifen erreichen wir schnell und kostengünstig die gesetzlichen Vorgaben.
Aber auch für den Hochwasserschutz leistet der Biber wichtige Arbeit: während in einem Gebiet ohne Biberdämme ankommendes Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden wieder abfließt, dauert es in gestauten Bereichen bis zu 19 Tage. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser und Hochwasserspitzen werden gekappt. Umgekehrt profitieren in trockenen Jahren Natur und Landwirtschaft vom „Wasserrückhaltesystem“ des Bibers.
Der Biber, ein urbayrisches Tier, das seit bereits vor über 15 Mio Jahren hier gelebt hat, war Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Mittlerweile ist der Biber wieder in Bayern heimisch und hat sich viele Reviere zurück erobert. Ein ausgeklügeltes Reviersystem beschränkt dabei Biberfamilien auf ein bestimmtes Terrain und macht eine Übervermehrung biologisch unmöglich.
Doch nicht immer bringt der Biber nur Freude. Auch am Erlenbach wird der Biber kritisch beäugt und seine Bauten werden immer wieder zerstört. Solche Aktionen sind nach Rücksprache mit der Naturschutzbehörde unter besonderen Umständen erlaubt, beispielsweise wenn Uferunterhöhlungen eine Gefährdung darstellen oder wenn Überschwemmungen die landwirtschaftliche Nutzung einschränken. Deshalb gibt es bereits seit 1996 ein Bibermanagement des Freistaates Bayern. Seit über 20 Jahre versuchen ehren- und hauptamtliche Biberberater für alle Konfliktfälle gute, meist überraschend einfache Lösungen zu finden. Mehr noch: Viele Probleme tauchen gar nicht erst auf, wenn die Biber-Experten frühzeitig zurate gezogen werden.
Dennoch passiert es gerade in den letzten Jahren immer wieder, dass Biberdämme unrechtmäßig oder unter falschen Voraussetzungen beseitigt und damit der Lebens- und Fortpflanzungsraum des Bibers zerstört wird, so wie jetzt am Erlenbach: Der eigentlich vor Feinden sichere Zugang zum Wohnkessel wird durch die Absenkung des Wasserspiegels freigelegt. Fuchs und Steinmarder haben dann Zugang zu Jungtieren, die sich im Wohnkessel befinden können. Damit besteht ein klarer Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und wird mit bis zu 50.000 Euro Geldbuße geahndet werden. Vor der Beseitigung eines Biberdammes – was mit einer Ausnahmegenehmigung möglich sein kann - muss deshalb unbedingt geprüft werden, ob damit der Wohnraum des Bibers zerstört wird. Dabei ist es nicht ganz einfach zu prüfen, wo sich der Biberbau befindet: er kann durchaus nur als Erdbau in der Uferböschung liegen oder als kombiniertes Bauwerk an der Böschung selbst – wie am Erlenbach. Nur selten ist die klassische Biberburg inmitten eines Bibersees zu finden.
Biberbiotope sind auch spannende Beobachtungsflächen für Erholungssuchende: am Erlenbach haben gerade in Corona Zeiten viele Menschen die Möglichkeit des siedlungsnahen Biberrevieres für Erkundungen genutzt. Wenn man nicht unbedingt den nachtaktiven Biber selbst entdecken kann, so lassen sich sicherlich hier Wasservögel, Eisvögel oder auch die Spuren des Bibers beobachten.
Ansprechpartner
Zuständig für Biber sind in Bayern die unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern oder den Verwaltungen der kreisfreien Städte. Bei Fragen und Problemen vermitteln sie den örtlichen Biberberater. Informationen zu Biber und Bibermanagement erhalten Sie auch bei den Bibermanagern des Bund Naturschutz in Bayern .V.:
Südbayern: Gerhard Schwab, Tel. (01 72) 6 82 66 53, GerhardSchwab@online.de
Nordbayern: Horst Schwemmer, Tel. (01 71) 2 43 22 69, Horst.Schwemmer@bundnaturschutz.de
Im Landkreis Main-Spessart macht gerade der Kreisvorsitzende des BUND Naturschutz, Erwin Scheiner, eine Ausbildung zum Biberberater. Als Biberkartierer ist er schon seit Jahren unterwegs und im Rahmen der Umweltbildung bietet er Biberführungen für Jung und Alt an (Erwin Scheiner, Tel. 09353 7177)