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Arten- und Naturschutz vor der Haustüre

Neue Wege im Naturschutz ging kürzlich in Hundsbach eine Initiative aus BN, Privatpersonen und Landwirtschaft.

10.03.2025

Artensterben gibt es nicht nur im Kongo oder im Amazonasbecken. Vor unserer Haustüre hat beispielsweise die Insekten-Biomasse um 80% abgenommen. Gründe hierfür sind die moderne Landwirtschaft mit Pestizideinsätzen und die Versiegelung von Flächen. 

In unserer Kulturlandschaft rar geworden sind Kleinsäuger wie Hamster und Siebenschläfer, Reptilien wie Zauneidechse und Blindschleiche, Vögel wie Lerche oder Steinschmätzer. Ehemals belebende Elemente wie gaukelnde Schmetterlinge oder zirpende Grillen und Heuschrecken wurden zur Seltenheit. Einige Arten sind auch bei uns bereits ausgestorben. Trotz dieses Schwundes an Arten und Lebensräumen hat die Bayerische Staatsregierung die Finanzmittel für den Arten- und Naturschutz massiv gekürzt. 

Vor diesem Hintergrund hat sich eine Initiative aus Privatpersonen, Naturschutzverband und Landwirtschaft gebildet: In Hundsbach wurde eine 7.300 m² große hängige Wiesen- und Heckenfläche verkauft. Früher wurde das als „Ranch“ bezeichnete Grundstück bei Hundsbach durch Schafe und Pferde beweidet. Jetzt drohten die artenreichen Wiesenflächen mit einem hohen Artenvorkommen zu verbuschen und damit artenärmer zu werden. Notwendige Maßnahmen zum Arterhalt wurden notwendig. Da diese aber vom Eigentümer alleine nicht mehr leistbar waren, wurde die Fläche verkauft. 

Verkäufer und Käufer haben sich in Absprache mit dem BUND Naturschutz und einem Rinderhalter zu einer einmaligen Aktion zusammengefunden: Nach einer vorbereitenden Planung in Abstimmung mit naturschutzfachlichen Experten wurde ein Pflege- und Nutzungskonzept erarbeitet. Aktuell wurden die Flächen gemäht, von Verbuschung befreit und zivilisatorische Altlasten entfernt. Mit dabei waren BN Aktive aus Karlstadt, Retzbach, Gemünden und Marktheidenfeld.

Mit der Beweidung durch Rinder werden Verhältnisse wie früher geschaffen: Auf Rinderdung spezialisierte Insekten wie der „Pillendreher“ und Kotfliegen sind die Nahrungsgrundlage für Vögel. Die Beweidung sorgt für Verbiss an den ausbreitungsstarken Straucharten Hartriegel, Weißdorn und Schlehdorn. 

Die abwechslungsreiche Landschaft mit Resten von Enzian- und Orchideenvorkommen wird hin zum früheren Zustand entwickelt. Weitere Blühpflanzen wie Salbei und Witwenblume werden sich wieder einstellen. Mit ihren Nektar- und Pollenvorkommen sind sie die Nahrungsgrundlage für eine vielfältige Insektenwelt.

Das Fazit: Wenn der Staat sich aus Gemeinschaftsaufgaben zurückzieht, sind private Initiativen gefordert. Ein ideenreiches Beispiel wurde und wird in Hundsbach auf der Ranch umgesetzt – eine Nachahmung ist empfehlenswert.

Text: Gerhard Führer