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Leben durch Totholz

Ein Viertel unserer heimischen Tierwelt lebt in und am Totholz. Bei den gängigen Bewirtschaftungsmethoden werden Totholzanteile jedoch immer seltener. „Leben durch Totholz“ charakterisiert hier ein neues Waldverständnis, das gerade in einem Stück Privatwald umgesetzt wird.

15.09.2025

Ursprüngliche artenreiche Waldgesellschaften wurden in Fichtenstangenwälder und Altersklassenkulturen umgewandelt. Forstliche Exoten sollen jetzt dem Klimawandel standhalten. Dies alles ist Ausfluss einer Forstwirtschaft, die (weitere) Erlöse aus dem Wald abwerfen soll. Wenig Beachtung wird den einheimischen Baumarten geschenkt, da mit diesen scheinbar kein (ausreichender) Gewinn erzielt werden kann. An diese Baumarten sind aber unsere einheimischen Käfer, Insekten, Vögel und Kleinsäuger angepasst. Mit Neuankömmlingen, also nicht-heimischen Baumarten können sie wenig anfangen: Kurzum: Es fehlt Ihnen die Lebensgrundlage.  

Teile eines „verwahrlostes“ Grundstücks im Zellinger Privatwald wurden Im Rahmen eines GREVIT-Projektes (Grundstücksrevitalisierung) unter biologisch-ökologischen Gesichtspunkten verbessert: Allerweltsarten wie Buchen, Haselnuss und Hartriegel wurden gefällt, wodurch seltene Baumarten wie Wildbirnen, Speierlinge und Elsbeeren freigestellt und damit gefördert werden. Biotopbäume mit Spechthöhlen oder Baumpilzen wurden erhalten. 

Das anfallende Holz wurde früher als Brennholz genutzt. Hier verbleibt es als Totholz im Wald. Je nach Holzart, Ast- bzw. Stammdicke und Zersetzungsgrad stellen sich unterschiedliche Pilz- und Tierarten in Rinde, Holz, Baummulm oder in entstehenden Baumhöhlen ein. Im Zusammenspiel mit der Förderung seltener Baumarten sind somit verschiedenste Versteckmöglichkeiten, Nahrungsquellen und Lebensgrundlagen für die einheimische Pilz- und Tierwelt neu entstanden. Begünstigt werden u. a. Baumpilze, Holzbienen, verschiedene Käferarten wie der Hirschkäfer, Bock- und Prachtkäfer und die Larven des Nashornkäfers. Finanziell gefördert wurde die Privatinitiative durch das Regionalbudget von ILE Main Wein Garten. 

Der angelegte Totholzgarten wurde beschildert und kann von der Bevölkerung zu Beobachtungszwecken begangen werden. Wünschenswert wäre, dass dieses Pilotprojekt viele Nachahmer findet. Gerade im Privatwald mit seinen vielen kleinen, oft vernachlässigten Waldparzellen bietet sich die Anlage von derartigen Naturinseln an. Sie leisten damit einen wirkungsvollen Dienst im Sinne von Artenschutz und Artenvielfalt. 

Interessierte Privatwaldbesitzer melden sich bei Reinhard Fritz, 1. Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Retzbach-Zellingen (E-Mail: rein.fritz@t-online.de).