Großartiges Engagement zum Wohle der Menschen im Landkreis
Auf den Monat genau feierte die BUND Naturschutz in Bayern Kreisgruppe (BN) mit einer Reihe von geladenen Gästen das 20 jährige Bestehen ihres Umweltbildungsprojektes am Naturerlebnisbauwagen ERNA hinter dem Jugendzentrum. Gleichzeitig konnte man bei dieser Gelegenheit den neuen Standort und die frisch renovierte ERNA einweihen.
Einer Begrüßung der Gäste und Würdigung des verstorbenen Erich Perchermeiers, der vor 20 Jahren den Anstoß zum Projekt gab, durch den Vorsitzenden Erwin Scheiner, folgten Grußworte von Anna Stolz, Staatssekretärin im Kultusministerium, Christoph Vogel, stellvertretender Landrat des Landkreises Main-Spessart, Susanne Rinno, 3. Bürgermeisterin der Stadt Marktheidenfeld, Dr. Hans Jürgen Fahn, Sprecher des AK Umweltbildung im BUND Naturschutz in Bayern und Edo Günther, Vorsitzender der BN Kreisgruppe Schweinfurt.
In allen Grußworten wurde die wichtige Arbeit des BN auf dem Gebiet der Umweltbildung hervorgehoben. Denn: Nur was man kennt, kann man schützen! Die Umweltbildung hat deshalb das Ziel, das Leitbild der Nachhaltigkeit in den Köpfen und Herzen der Menschen zu verankern, um die aktuellen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Artenverlust oder globale Gerechtigkeit zu meistern. Dass die BN Kreisgruppe Main-Spessart diesen Aufgaben gewachsen ist, zeigt die Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel Umweltbildung.Bayern, das der BN MSP seit 2006 durchgängig vorweisen kann. Dieses Qualitätssiegel Umweltbildung Bayernwurde 2006 zur Stärkung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und zur Sicherstellung hoher Qualitätsstandards in der Bildungsarbeit aller bayerischen Umweltbildungseinrichtungen eingeführt. Der Dank der Rednerinnen und Redner galt schließlich nicht nur dem Organisationsteam der Kreisgruppe, sondern auch den Fachkräften, die die Aktionen vor Ort durchführen.
Conni Schlosser gab abschließend einen Einblick in das Projekt, von den ersten Überlegungen bis zur heutigen Einweihung des Bauwagens:
Im Frühjahr 2003 hatte die Vorstandschaft der Kreisgruppe unter dem damaligen Vorsitzenden Erich Perchermeier auf einer Klausurtagung in der Kreuzgrundhütte im Spessart beschlossen die Umweltbildung stärker zu gewichten und hier vor allem bei den Jüngsten zu beginnen. Denn wie schon oben erwähnt: Nur was der Mensch kennt und schätzt, schützt er auch.
Dazu wurden nicht nur neue Kindergruppen gegründet, man wollte mit einem Angebot für Schulen und Kindergärten eine breite Bevölkerungsschicht erreichen. Nach reiflicher Überlegung und der Betrachtung von Alternativen entschied man sich für die Anschaffung eines Bauwagens als Ausgangspunkt für Umweltbildungsangebote. Dieser konnte kurzfristig angeschafft und hinter dem Krankenhauswäldchen auf einem von der Stadt Marktheidenfeld zur Verfügung gestellten Grundstück aufgestellt werden. Schon im September 2006 begann nach kurzer Renovierungszeit das inhaltliche Angebot rund um Wald und Wiese.
Im Folgejahr erhielt ERNA - ERlebnis NAtur - einen Bruder, den ARNE - Auf Rädern Natur Erleben. ARNE war mobil und das Angebot konnte auf den gesamten Landkreis ausgeweitet werden. Im Laufe der Zeit war es nicht mehr praktikabel, den Bauwagen zu transportieren und das Angebot wurde mit Bollerwagen und schließlich Rucksack noch mobiler.
Auch inhaltlich hat sich viel getan: ursprünglich waren die Schwerpunkte das Kennenlernen heimischer Biotope rund um Wald, Wiese, Wasser, Hecke nach dem Motto „Mit Kopf, Herz und Hand“. Doch in dem Maße, wie sich die Umweltbildung seit den 2000er Jahren hin zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) weiterentwickelte, haben sich auch die Angebote der Kreisgruppe weiterentwickelt. Eine Übersicht, die auch auf der Homepage veröffentlicht ist, zeigt in chronologischer Form die Themen der letzten Jahrzehnte auf.
Waren die ersten „Kunden“ Kinder im Vorschul- und Schulalter wurden in den Folgejahren immer wieder neue Zielgruppen angesprochen. Da gab es eigene Jugendprojekte wie „Auf Winnetous Spuren“ aus dem ein trinationales Jugendprojekt hervorging, das Medienprojekt „Schöpfung bewahren“ oder das Projekt „HIZUNA“, das bis heute weitergeführt wird. In Zusammenarbeit mit der JBN wurde ein Projekt „Naturerleben für geflüchtete und einheimische Kinder“ durchgeführt. Es wurden Veranstaltungsangebote für Erwachsene gemacht wie „Ein perfektes Dinner“, den Themenabend in Form eines World Cafès „Klimaschutz – auf geht‘s!“ oder verschiedene Ausstellungen mit Begleitprogramm. Oder der Videowettbewerb „Zeig mir deinen Garten“. Es gab Familienaktionen und Beteiligungen bei Stadtfesten wie zum Beispiel in Marktheidenfeld „Wir bauen unsere Stadt aus Lehm“.
Jetzt steht die ERNA hinter dem Jugendzentrum in Marktheidenfeld und mit dem 20jährigen Jubiläum wird zugleich der neue Standort der ERNA eingeweiht. Denn ein Umzug war notwendig: Im vorletzten Jahr häuften sich am alten Standort der ERNA Vandalismus und Einbrüche und so reifte der Entschluss einen neuen Standort zu suchen. Und da der Bauwagen am alten Standort nur noch selten genutzt wurde, entstand die Idee einer Kooperation mit dem Jugendzentrum. Künftig soll der Bauwagen vom JUZ und BN gemeinsam genutzt werden. Das zeigt sich am neuen Namen und Logo analog zum Jugendzentrum: ERNA – Mainwagen.
Die Stadt Marktheidenfeld hat auch dieses Mal den BN unterstützt und das Gelände zur Verfügung gestellt und vorbereitet. Das Versetzen erfolgte im Auftrag des BN durch eine Fachfirma. In den letzten Wochen wurde mit Hochdruck an der Renovierung der ERNA gearbeitet. Ein junger Graffitikünstler hat erst kürzlich die Außengestaltung vollendet und so wird die ERNA künftig Treffpunkt der Kindergruppe Wilde Bienen und der Ortsgruppe Marktheidenfeld sein. Sie wird auch vom Jugendzentrum mitgenutzt werden und bleibt weiterhin Ausgangspunkt für Umweltbildungsangebote.
Natürlich kämpft das Projekt auch immer wieder mit Schwierigkeiten, allen voran die unsichere Finanzierung – das Projekt ist auf Fördermittel und Spenden angewiesen und da die Kreisgruppe keine Umweltstation ist, erhält sie auch keine Basisförderung. Aber auch die Corona-Zeit war nicht einfach, im Rückblick wurde sie doch gut gemeistert und neue Ideen entstanden.
Am Ende galt ein Extradank noch den Aktiven aus der Ortsgruppe Marktheidenfeld, die seit Wochen die Renovierung der ERNA vorantreiben, und Frau Wünsch, die mit ihrer Ziehharmonika das Fest musikalisch begleitete.
Bei Kaffee und Kuchen blieb reichlich Zeit für Gespräche, Austausch und zur Besichtigung der Plakatausstellung zum Werdegang des Projektes und des Bauwagens. Auch wurde von der Ortsgruppe Marktheidenfeld das nahe gelegene Projekt „Lebendige Gärten“ bei einer kleinen Exkursion vorgestellt.
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