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Wenn einer eine Reise tut ...

... da kann er viel verheizen

Der Tourismus ist nicht nur eine der großen Wachstumsbranchen der Weltwirtschaft. Er schädigt das Klima auch sehr viel mehr als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "The carbon footprint of global tourism" eines Forscherteams aus Australien und China. Auf 4,5 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent beziffern die Forscher den CO2-Fußabdruck des Tourismus. Das sind acht Prozent der Treibhausgas-Emissionen, die der Mensch pro Jahr in die Atmosphäre bläst. Bisher war man von einem Anteil von 2,5 bis drei Prozent der globalen Emissionen ausgegangen. Im Länderranking der touristischen Treibhausgas-Verursacher landen die Deutschen mit 329 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten auf Platz drei hinter den USA und China. Das ist rund ein Drittel dessen, was Deutschland "zuhause" an Klimagasen ausstößt, wobei ein Teil davon nicht auf den nationalen Treibhausgasausstoß angerechnet wird (klimareporter.de)

Was ein Privathaushalt jährlich an Treibhausgasen freisetzt, die dem Verkehr zugeordnet werden, wird oft schon von einer einzigen Reise übertroffen. Ein Flug nach Teneriffa z.B. mit 6536 km (ab Frankfurt, hin und zurück) setzt für zwei Personen mehr CO2-Äquivalente frei (3,74 Tonnen) als ein PKW bei durchschnittlicher Fahrleistung nach 2 Jahren - und es gibt noch schlimmeres als das Flugzeug: Mit einer Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeer (ab Marseille) emittiert ein Urlauberpaar 2,7 Tonnen CO2-Äquivalente, doppelt so viel wie für einen Flug (hin und zurück ab Frankfurt) nach Mallorca (mit 1380 kg CO2). Kreuzfahrtschiffe sind allerdings nicht mit Fähren zu vergleichen: Deren Treibhausgas-Emissionen liegen mit 115g CO2-Äqivalenten/Pkm lediglich im Bereich der Emissionen eines Kleinwagens (co2nnect.org). Sie sind deshalb vor allem bei Inselreisen die klimafreundlichste Alternative zu Flugreisen. Spitzenreiter unter den Klimakillern sind ohnehin die Fernreisen: Mit einem Flug nach Thailand oder Kalifornien verdoppelt ein Zwei-Personen-Haushalt sein Jahresbudget an Treibhausgasen. Schon ein Einzeltourist hätte damit im übrigen eine ähnlich große CO2-Menge erzeugt wie die Herstellung eines großen Mittelklasse-PKWs.

Aber auch Kurzreisen können einen beachtlichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, vor allem beim Wintersport: Künstliche Beschneiung braucht viel Wasser und Energie – geschätzt 20.000 KWh Strom pro Hektar. Wenn man allerdings die gesamte Energie, die Skifahrer für ihren Urlaub in den Bergen verbrauchen, zusammenrechnet, macht der Pistenbetrieb – inklusive Beschneiung – nur 4 Prozent davon aus. Die Anreise im Auto verbraucht fast zehnmal so viel, nämlich 38 Prozent (br). Mit einer umweltfreundlichen An- und Abreise könnte man also mehr Energie einsparen, als durch ein Verbot der Beschneiung.
Auch das Feriendomizil wirkt sich deutlich auf die Klimabilanz aus: So fällt z.B. bei einer Reise nach Südfrankreich mit zwei Personen die Klimabilanz für das Wohnmobil mit Stellplatz günstiger aus (386,0 kg CO2) als die Anfahrt mit dem PKW und ein Hotel (481,3 kg). Besser liegt allerdings die Kombination PKW/Campingplatz (356,3 kg) und für Busreisende mit Hotelbuchung errechnet das Öko-Institut nur etwas mehr als die Hälfte an Treibhausgas-Emissionen (280,4 kg). Für Liebhaber von Freiheit und Abenteuer stellt das Motorrad eine zumindest relativ klimaschonende Lösung dar: So kommt auch eine durchaus respektable Maschine wie eine 700er Honda mit 3,5 l Benzin pro 100 km aus und setzt dabei nur wenig mehr als 80 g CO2 pro Kilometer frei. 

An Bahnen und Busse kommen jedoch auch die sparsamsten Fahrzeuge nicht heran: Im Fernverkehr setzt das Umweltbundesamt 32 g CO2 pro Personenkilometer für den Reisebus an (bei 60%er Auslastung), für Fernzüge 36g - im Vergleich zu 139 g für den PKW und 201 g für Flugreisen. Ein weiterer Vorteil von Bahnreisen ist, dass sie durch Landschaften und Städte fahren, die nicht hinter Lärmschutzwällen verborgen bleiben. Für alle, die am Urlaubsort nicht auf ihen eigenen PKW verzichten wollen, gibt es zudem immer noch den guten alten Autoreisezug. Zielbahnöfe wie Zell am See, Villach, Verona und Wien ermöglichen ein entspanntes Reisen, ersparen stundenlanges Stehen im Stau und bringen - weil die Fahrten nachts in Liegewagen stattfinden - bis zu zwei zusätzliche Reisetage.

Wer zu Hause bleibt, tut dem Klima indessen auch nicht immer gutes: Ein repräsentatives Hallenbad mit jährlich 100 000 Besuchern verbraucht z.B. pro Badegast 15 kWh entspr. 8 kg CO2. Für einen zusätzlichen Saunabesuch werden noch einmal 7 kg CO2 erzeugt. Auch so manches Hobby kommt das Klima teuer zu stehen: Ein Muffelofen für den Brand von Töpferarbeiten (mit 150 l Inhalt und einer Leistung von 12 kW) setzt bei einer Beschickung mit allen Bränden und dem deutschen Strommix insgesamt 63 kg CO2 frei. Das enspricht einer Fahrt von fast 500 km mit dem PKW. Wer grillt, hat meistens kein schlechtes Gewissen, weil seine Grillholzkohle vermeintlich klimaneutral ist. Was aber kaum ein BBQ-Fan in Deutschland ahnt: Die in Deutschland verkaufte Holzkohle wird überwiegend importiert und stammt zu über 70 % aus Polen, der Ukraine, Nigeria und Paraguay. Bei der Holzkohle aus Polen handelt es sich selbst wiederum um Importware – und sie stammt zu einem nennenswerten Anteil auch wieder aus der Ukraine und Nigeria (84 %).(WWF)

Wer wandert, segelt, Kanu oder Rad fährt, braucht dagegen kein schlechtes Gewissen zu haben - es sei denn, er benutzt den eigenen PKW für die Anfahrt. Kanu- und Radverleihe gibt es inzwischen an allen attraktiven Orten in den Naherholungsgebieten, und das eigene Fahrrad lässt sich auch mit dem Regionalexpress ohne großen Aufwand transportieren. Auch E-Bikes benötigen nicht die Energiemengen, die unser Klima gefährden könnten. Und selbst Fliegen ist möglich, ohne dem Klima zu schaden: - mit dem Paraglider oder dem Segelflugzeug!

Der Bund Naturschutz empfiehlt:

- Verzichten Sie auf Flugreisen. Mit einem Paraglider haben sie mehr vom Fliegen!

- Streichen sie Kreuzfahrten aus Ihrer Urlaubsplanung! Nutzen sie jedoch, wo es geht, Fährverbindungen anstelle von Flügen!

- Denken Sie daran, dass es nicht nur auf das Verkehrsmittel, sondern auch auf die zurückgelegten Strecken ankommt! Bei einer Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn nutzen Sie wohl ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, aber von Würzburg nach Vladivostok sind es 11500 km!

- Wenn es Sie in den Süden zieht, beschränken Sie sich möglichst auf mitteleuropäische Ziele! Bevorzugen Sie dabei Gruppenreisen mit Bus oder Bahn!

- Wenn Sie auf ihr eigenes Auto nicht verzichten wollen, nutzen Sie Autoreisezüge! Sie kommen entspannt an und haben bis zu zwei Urlaubstage gewonnen!

- wesentlich mehr von Ihrem Urlaub haben sie auch, wenn sie vorher ihr Gepäck an Ihre Unterkunft schicken, mit der Bahn fahren und sich dort einen Leihwagen mieten! Sie sehen so auch mehr von der Landschaft, mit dem Auto sehen sie meistens nur das Innere von Lärmschutzwällen!

- Wenn Sie gern mit dem Motorrad Freiheit und Abenteuer suchen, sei es Ihnen gegönnt. Genießen Sie dabei aber die Landschaft, nicht den Geschwindigkeitsrausch!

- Als Camper können Sie auch mit dem Wohnmobil eine bessere Klimabilanz erzielen als mit PKW und Hotel. Vergessen Sie aber nicht, Ihre Fahrräder mitzunehmen!

- Bevorzugen Sie im Winter Sportarten wie Skilanglauf oder Schneeschuhwandern in den deutschen Mittelgebirgen. Meiden Sie Tourismuszentren in den Alpen! 

- Achten Sie auch bei Ihrer Freizeitgestaltung zu Hause auf den Klimaschutz! Nutzen Sie bei Saunabesuchen oder zum Töpfern Gemeinschaftseinrichtungen, anstatt sich einen Energiefresser ersten Ranges zu kaufen!

- Achten Sie bei Grillen darauf, dass die Holzkohle aus heimischem FSC-Anbau stammt! Tropenholz-Kohle ist alles andere als klimaneutral!

- Erkunden Sie nicht nur ihre Umgebung, sondern auch ihr Urlaubsziel zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Es heißt nicht ohne Grund bei Goethe: Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen! 


Quellen

The carbon footprint of global tourism. Manfred Lenzen, Ya-Yen Sun, Futu Faturay, Yuan-Peng Ting, Arne Geschke & Arunima Malik. Nature Climate Change volume 8 (http://theconversation.com/the-carbon-footprint-of-tourism-revealed-its-bigger-than-we-thought-96200)

Vergleichende Klimabilanz von Motorcaravanreisen - heute & morgen. Öko-Institut Darmstadt 2013

CO2-Rechner des Umweltbundesamts (http://uba.co2-rechner.de)

klimareporter.de

Spritmonitor: die sparsamsten Motorräder (https://www.spritmonitor.de/de/die_sparsamsten_motorraeder.html)

br-wissen: Skitourimus: Wie klimaschädlich ist Kunstschnee wirklich? (https://www.br.de/nachrichten/wissen/skitourimus-wie-klimaschaedlich-ist-kunstschnee-wirklich,RBYdTCf))

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