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Der Kampf gegen die Kilowattstunden

alte und neue Energiefresser im Privathaushalt

Im Kampf  gegen die Erderwärmung sehen sich viele als Kleinverbraucher auf verlorenem Posten, weil sie gegen die globale Unvernunft nichts auszurichten glauben.  Dabei stammen etwa 15 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes aus privaten Haushalten – sie liegen damit in der Emissionsstatistik des Umweltbundesamtes nach Industrie und Verkehr auf Platz 3. Der in der offiziellen Klimabilanz angerechnete CO2-Ausstoß des Sektors private Haushalte berücksichtigt die für Wohnzwecke genutzte Heizenergie sowie die aus dem motorisierten Individualverkehr. Der private Konsum ist darin aber noch nicht einmal erfasst. Dabei hat alles Einfluss auf die Treibhausgas-Emissionen: Wie Sie heizen, was Sie essen, wie viel Sie einkaufen.

Die direkten Treibhausgas-Emissionen der privaten Haushalte hatten im Jahr 2015 einen Anteil von 33,3 % an den gesamten Emissionen, die den privaten Haushalten zugerechnet werden können. Die indirekten Emissionen (425 Millionen Tonnen im Jahr 2015) fallen zu ungefähr gleichen Teilen bei der Nachfrage nach Energiegütern, Waren und Dienstleistungen an - und sind doppelt so hoch! Die Emissionen bei der Nachfrage nach Energiegütern entstehen überwiegend im Kraftwerkssektor beim Brennstoffeinsatz für die Elektrizitätsgewinnung. 

Man sieht, dass für den einzelnen Verbraucher sein Konsum in viel stärkerem Maß als sein direkter Energieverbrauch die individuelle Klimabilanz beeinflusst. Im Konsumbereich ergeben sich deshalb besonders große Einsparmöglichkeiten, über die an anderer Stelle berichtet wird. Beim direkten Endenergieverbrauch benötigen die privaten Haushalte oft mehr als zwei Drittel, um Räume zu heizen. Hier können Hauseigentümer durch Wärmedämmung und moderne Heizungsanlagen ihre Emissionen oft um 75-80 Prozent senken (wir-hausbesitzer.de). Aber auch Mieter können etwas tun: Richtiges Lüften ist wichtig – also jeweils kurzzeitig das Fenster ganz aufreißen statt es immer angekippt zu lassen. Auch ein leichtes Herabdrehen der Thermostate bringt viel: Jedes °C weniger Raumtemperatur spart etwa sechs Prozent Energie!

Wärmeverluste vermeiden

Hausbesitzer können durch die Wahl ihres Brennstoffs für die Heizung ihre Klimabilanz deutlich aufbessern: Für eine Wärmeleistung von einer Kilowattstunde setzt das Umweltbundesamt bei Heizöl eine Freisetzung von 303 g CO2-Äqivalenten an, bei Erdgas dagegen nur 249 g, für Holzpellets als nachwachsendem Rohstoff gar nur 42 g! Mit dem üblichen deutschen Strommix werden dagegen pro Kilowattstunde 647 g CO2-Äqivalente freigesetzt (CO2online.de), Wärmepumpen benötigen für die gleiche Heizleistung allerdings nur ein Drittel an elektrischer Energie und haben damit eine deutlich günstigere Kimabilanz als Erdgas und Heizöl, vor allem, wenn sie Öko-Strom nutzen. Eine zusätzliche Solarthermie-Anlage kann mit einem durchschnittlichen Ertrag von 450 bis 600 kWh pro Quadratmeter einen solaren Deckungsgrad bei der Warmwasserbereitung von bis zu 50%, bei der Heizungsunterstützung von rund 30 % erzielen. (Solarthermie.net)

Wer möglichst wenig Energie verschwenden will, sollte dort ansetzen, wo die größten Wärmeverluste auftreten: dies sind bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus 30% über die Wände, 12% über die Fenster (und nochmals 12% über das Lüften), 21% über das Dach, 14% über die Heizung und 11% über den Keller. (energieheld.de). Vor allem an der Wärmedämmung sollte deshalb dort, wo es nötig ist, nicht gespart werden. Schon mit einer ausreichenden mehrschichtigen Dachisolierung, dreifach verglasten Fenstern und sinnvollem Lüften kann ohne übergroßen Aufwand der Energieverbrauch ganz erheblich verringert werden.

Die wahren Stromfresser

Beim Stromverbrauch liegen die üblichen Verdächtigen vermeintlich auf der Hand: Kühl- und Gefrierschränke, Waschmaschinen, Trockner und die Beleuchtung. Die größten Stromfresser sind heute jedoch woanders zu suchen: So stehen lt. Energieagentur NRW an den ersten Stellen mittlerweile das private Büro (14,5%) und die TV-und Audioausstattung (13,3%). Noch Anfang der 1980er-Jahre waren Heizungspumpen mit 140 Watt Leistung Standard.  Moderne, elektronisch gesteuerte Hocheffizienzpumpen brauchen nur noch 7 Watt im durchschnittlichen Einfamilienhaus. Bei der Beleuchtung, die früher ca. 12% des Strombudgets ausmachte, werden für eine Beleuchtungsstärke von 1000 - 1100 lumen entspr. einer 50W-Halogenlampe nur noch 11-12 Watt mit einer LED-Lampe benötigt. Auch der Standby-Betrieb von Multimedia-Geräten, die früher oft im "Leerlauf" bis zu 40W benötigten, ist nicht mehr der alte: Aktuelle Flachbildfernseher verbrauchen dort zwischen 0,1 und 0,7 Watt. Seit 2013 darf der maximale Standby-Verbrauch von vielen Elektrogeräten nicht mehr als 1 Watt betragen. Hat der Elektroherd oder die Waschmaschine kein Display, dürfen im Standby maximal 0,5 Watt verbraucht werden. Drucker liegen im Leerlauf geringfügig über einem Watt, wenn sie in den "richtigen" Standby gehen, auch darunter. Es wäre deshalb Augenwischerei, allein das Abschalten von Standby-Geräten als substanzielle Maßnahme gegen die Energieverschwendung zu empfehlen.

Wesentlich größere Stromfresser sind WLAN-Router und Kabel- bzw. Satelliten-Tuner. WLAN-Router verbrauchen selbst bei der Nacht-Abschaltung  noch rund 7 Watt. Auf diesem Niveau liegen auch viele TV-Empfänger, die Set-Top-Boxen für Sat-, Kabel- oder Media-Empfang über das Internet können im "Schnellstart-Standby" bis zu 10 Watt verbrauchen. Ein dicker Brocken kommt noch beim Internet-Fernsehen dazu, denn zu jedem Gerät, das einen Film abruft, gehört ein Server, der diese Leistung bereitstellt und dafür oft ein mehrfaches an Energie verbraucht wie der Fernseher selbst. Das gleiche gilt in noch stärkerem Maß für PC-Games mit Internet-Vernetzung. Bei den Fernsehgeräten kommt es nicht nur auf die Technik, sondern auch auf die Bildschirmgröße an. Bei gleicher Bildschirmdiagonale und Auflösung (UHD) ist es keine Seltenheit, dass ein Plasmagerät 160 Watt aus der Steckdose zieht, während sich ein modernes LED-Gerät mit nur 45 Watt begnügt.  Ein 50''-Fernseher eines japanischen Herstellers (Panasonic) bringt es auf stolze 465 Watt. OLED-Geräte liefern zudem inzwischen auch vergleichbare Kontraste wie Plasmabildschirme.

Wichtig ist es deshalb, den Energieverbrauch jedes Geräts indivduell  zu ermitteln und die größten Stromfresser auszusortieren. Gute Dienste leisten hierbei "Energiekostenmesser", die bereits unter 10€ erhältlich sind und in keinem Haushalt fehlen sollten. Bei Großgeräten oder Beispiels Weise Heizungspumpen verrät das Typenschild den Energieverbrauch, die Gerätebeschreibung ohnehin. Beim Neukauf eines Geräts hilft die Energieverbrauchskennzeichnung (z.B. A+++) weiter. So verbraucht beispielsweise eine sparsame Kühl-Gefrierkombi der Klasse A+++ um die 130 kWh im Jahr. Ineffizientere Geräte der Klasse A+ in der gleichen Größenordnung liegen bereits bei 310 kWh. Ein zwölf Jahre altes, damals als stromsparend verkauftes Gerät, liegt bei rund 400 kWh - und selbst Energiespargeräte mit einer Effizienzklasse von A+++ sorgen noch für den dritthöchsten Stromverbrauch im Haushalt. 

Auf der sicheren Seite sind natürlich die Bezieher von Ökostrom. Sie sollten sich aber dadurch nicht zu einem ungehemmten Stromverbrauch verleiten lassen, denn auch Ökostrom ist nicht völlig klimaneutral. Noch besser ist die eigene Photovoltaik-Anlage. Auch als Mieter können sie Solarstrom mit einer "Balkonanlage" nutzen! Noch effizienter arbeitet Ihre Anlage mit einem Speicher. Ein Haushalt mit 4.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch
(PV-Anlage > 4kW, Speicher 4 kWh) kann durch ein Batteriespeichersystem eine Energieautarkie von ca. 60 % erreichen (Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt). Die Kosten für den Speicher spart sich, wer ein Elektrofahrzeug mit  bidirektionalen Ladesystem sein Eigen nennt, wie es z.B. schon einige japanische und koreanische Hersteller anbieten. Sie verfügen damit außerdem über erhebliche größere Kapazitäten als die teuren stationären Speicher.

Der BUND Naturschutz empfiehlt deshalb:

- Vermeiden Sie Wärmeverluste! Sparen Sie nicht an einer effizienten Wärmedämmung!

- Warten Sie nicht zu lange mit der Erneuerung Ihrer Heizungsanlage! Tauschen sie vor allem Ölheizungen aus! Ergänzen Sie Ihre Anlage nach Möglichkeit um Solarthermie, auch wenn es nur einige Felder sind!

- Reduzieren sie ihre Raumtemperaturen! Lüften Sie immer nur kurz und intensiv, anstatt einige Fenster stundenlang halboffen stehen zu lassen!

- Wechseln Sie Ihren Stromanbieter, wenn er Energie aus fossilen Energieträgern bezieht! Überlegen Sie sich die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage, auch wenn es nur zu einem "Balkonkraftwerk" reicht!

- Überprüfen sie den Stromverbrauch Ihrer Geräte! Schaffen Sie sich dazu einen "Energiekostenmesser" an!

- tauschen Sie veraltete Umwälzpumpen aus!

- Überlegen Sie, ob sie wirklich einen Gefrierschrank oder einen Wäschetrockner brauchen! Moderne Kühlschränke haben meistens ausreichend große Gefrier- und 0°-Fächer! Wenn sie nicht auf einen Wäschetrockner verzichten wollen, nutzen Sie ihn so selten wie möglich und trocknen Sie die Wäsche an der Luft vor!

- Trennen sie sich von alten Elektroherden mit gusseisernen Platten! Die Anschaffung eines Induktionsherds mit passendem Kochgeschirr ist wohl nicht billig, aber in jedem Fall lohnend! Heizen Sie Ihren Backofen nicht vor; am besten bereiten Sie Ihren Braten im Schnellkochtopf zu!

- Schließen sie Ihre Multimedia-Anlage an eine abschaltbare Steckdosenleiste an und trennen Sie sie nach Gebrauch vom Netz! Schalten Sie auch Ihren WLAN-Router aus, wenn sie ihn nicht benötigen

- Nutzen Sie einen Laptop anstelle eines Desktop-PCs mit Monitor! Bedenken Sie jedoch auch hierbei, dass Ihr Gerät, vor allem beim Streaming, Serverleistungen beansprucht, die oft ein mehrfaches an Energie benötigen wie Ihr Gerät!

- Verzichten Sie vor allem auf übergroße Bildschirme und Internet-Fernsehen! Sie brauchen kein A-la-Carté-Kino im Wohnzimmer!

- Verwenden Sie als Leuchtmittel nur LED-Lampen!

- Achten Sie beim Neukauf von Geräten auf das A+++-Label!

 Und denken Sie immer daran: Am sparsamsten sind ausgeschaltete Geräte!