Hafenlohrtal
„Aufstehen für das Wasser“ - Ökumenische Wallfahrt für die Bewahrung der Schöpfung im Hafenlohrtal
Seit 1978 engagieren sich die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal und der Bund Naturschutz, um den Bau eines Stausees zur Trinkwassergewinnung zu verhindern. 250 Hektar Land im wohl schönsten Tal des Spessarts müssten dafür überflutet werden. Das Wasser würde in einer riesigen Betonwanne mit einem 60 Meter hohen Damm gestaut, um über Fernwasser-leitungen Ballungsräume mit Trinkwasser zu versorgen.
Die Hafenlohr durchquert eine Gegend, die der Mensch in Jahrhunderten nur mäßig verändert hat. So ist sie zum Rückzugsgebiet seltener,
vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten geworden und gleichzeitig zu einem „Paradies“ für Wanderer, die sich hier an der grenzenlosen Vielfalt von Gottes Schöpfung erfreuen
Längst war sich die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal mit den Kommunalpolitikern aller Parteien vor Ort einig, dass eine der letzten ökologisch und biologisch noch intakten Naturlandschaften in ganz Nordbayern erhalten bleiben soll. Stattdessen ließen sich Maßnahmen verstärken, um die eigenen, kommunalen Brunnen sauber zu halten, Verschwendung von Trink-wasser einzuschränken und dieses kostbare Gut Wasser zu sparen.
Seit 1995 unterstützen kirchliche Gruppen des Dekanates Lohr mit einer ökumenischen Wall-fahrt das Anliegen, die bedrohte Schöpfung im Hafenlohrtal zu bewahren. Familienkreise aus verschiedenen Gemeinden, Schülerinnen und Schüler und Konfirmanden bereiten seitdem gemeinsam mit evangelischen und katholischen Pfarrern, Pastoral- und Gemeindereferenten und -referentinnen sowie Religionslehrern jährlich diese besondere Wallfahrt vor. Auch der evangelische und katholische Dekan beteiligten sich schon an der Gestaltung mit Bibeltexten, Fürbitten, Liedern, Gebeten und kurzen Ansprachen.
Das Lied „Aufstehen für das Wasser“ umrahmt jedes Jahr die Stationen der Wallfahrt. Als Bibeltexte wurden z.B. Stellen aus dem Buch Genesis, dem Buch Hiob und Weisheit oder den Psalmen in den Mittelpunkt gestellt.
Auch gemeinsame Erklärungen des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz wurden verwendet, so z. B. der Text „Gott ist ein Freund des Lebens - Herausforderungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens“.
Je nach Wetterlage waren zwischen 70 und 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligt.
Durch die Zusammenarbeit wuchsen so einerseits Kontakte zwischen evangelischer und katholischer Kirche und andererseits wurden Berührungsängste gegenüber Naturschutzgruppen abgebaut. Im gemeinsamen Ziel, die Schönheiten unserer von Gott geschenkten Erde zu erhalten, konnten wir uns gegenseitig bestärken und anregen. Einige evangelische und katholische Mitchristen beschäftigten sich durch die Teilnahme an der Wallfahrt überhaupt erst näher mit der Thematik.
Nachdem wir die ökumenische Wallfahrt vierzehn mal durchgeführt hatten, war die Freude im September 2008 groß, als die Bayerische Staats-regierung bekannt gab, dass die Pläne für das Großprojekt „Stausee im Hafenlohrtal“ ad acta gelegt werden. Dabei wurde anerkannt, dass inzwischen viele Kommunen ihre Trinkwasserquellen saniert hätten und viele Bürger Trinkwasser sparen, so dass die Prognosen für den Wasserverbrauch und der Bedarf für einen Stausee so nicht mehr gegeben wären.
Beim Hafenlohrtalfest und einem Dankgottesdienst wurde dieser Erfolg noch einmal gewürdigt und gefeiert.
Ulrich Geißler
Referat Schulpastoral
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ulrich.geissler<at>bistum-wuerzburg.de
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