Zur Startseite
  • Aktuelles
  • Veranstaltungen
  • Presse
  • Spenden+Helfen
  • Kontakte+Service

Ortsgruppen

  • Home  › 
  • Aktuelles

TAG DES ARTENSCHUTZES

Artenvielfalt braucht intakte Lebensräume: Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes am 3. März möchten wir auf die dramatische Lage vieler Arten weltweit und auch im Landkreis Main-Spessart aufmerksam machen. Neben der Klimakrise ist das weltweite Artensterben eine der fundamentalsten menschengemachten Krisen unserer Zeit.

27.02.2023

Der Tag des Artenschutzes steht in diesem Jahr unter dem Motto „Partnerships for Conservations“. Der BN ist ein starker Partner für den Naturschutz, 76 Kreisgruppen und über 500 Ortsgruppen machen vor Ort Natur- und Umweltschutz erlebbar. Auch unsere Kreisgruppe ist sehr aktiv und bietet Menschen die Möglichkeit, sich zu engagieren. Wir sind Anlaufstelle,  Ansprechpartner und Koordinator verschiedenster kleiner und großer Projekte zum Wohle unserer Natur. Rund ums Jahr führen unsere Ortsgruppen Pflegearbeiten auf schutzwürdigen Flächen durch, organisieren Informationsveranstaltungen oder Exkursionen und versuchen auch dem Nachwuchs die Liebe zur heimischen Natur näher zu bringen. Ob als aktive Beteiligte oder Teilnehmende- bei uns sind alle herzlich willkommen!

In Deutschland stehen momentan 33 Prozent der Wirbeltiere, 34 Prozent der wirbellosen Tiere, 31 Prozent der Pflanzen und 20 Prozent der Pilze auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Besonders die Reptilien, Amphibien, Vögel und Insekten haben mit dramatischen Bestandseinbrüchen zu kämpfen. Arten wie Laubfrosch, Dukatenfalter oder Wanzen-Knabenkraut sind bereits neben vielen anderen im Landkreis Main-Spessart verschwunden. Einst allgegenwärtige Arten wie der Märzenbecher oder der Wiesen-Salbei haben dramatisch abgenommen.

Besonders Sorge macht der Kreisgruppe der massive Rückgang von Amphibienarten wie Gelbbauchunke, Kreuzkröte oder inzwischen auch des noch vor kurzem weit verbreiteten Grasfrosches. Sie brauchen eine hohe Dichte an Kleingewässern, die mit der Ausdeichung von Auen oder der Intensivierung der Landwirtschaft stark abgenommen hat. Die Klimakrise mit zunehmend langen Trockenzeiten verschärft die Probleme für diese Arten.

Es ist höchste Zeit, verstärkt gegenzusteuern und den Rückgang der Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen zu stoppen. Die größten Bedrohungen sind Lebensraumverluste durch intensive Landnutzung und Überbauung, Verschmutzung und Überdüngung sowie  Wasserbaumaßnahmen. Auch der Klimawandel, der längst in Bayern angekommen ist, bedroht zunehmend unsere heimischen Arten. Dass gute Schutzmaßnahmen wie Renaturierung, naturverträgliche Landnutzung oder Jagdverbote Wirkung zeigen können, zeigt die positive Entwicklung einzelner Arten wie Seeadler, Kranich, Wildkatze oder Biber.

Im Landkreis Main-Spessart konnten zwar durch Schutzmaßnahmen oder auch Aufklärung die Bestände von vielen Arten verbessert werden. Ein gutes Beispiel ist hier der Biber, der wiederum durch seine Biotopgestaltung vielen anderen Arten Lebensraum bietet. Auch die vielen Beweidungsprojekte in der Region – sei es in Spessarttälern oder auf unseren Trockenstandorten – haben dazu beigetragen, dass sich Bestände stabilisieren oder gar erholen konnten. Aber es finden nach wie vor erhebliche Verluste, Verschlechterungen und Zerstörungen artenreicher Lebensräume statt. Nach wie vor werden großzügig Wohn- und Gewerbegebiete ausgewiesen. Und eine ganz große Bedrohung in unserem Landkreis stellt die B26n dar, bei deren Bau für die 7,8 km lange Strecke von Arnstein bis Müdesheim 66 ha, also 660.000 m² Fläche  in Anspruch genommen werden sollen. Davon würden 410.000m² überbaut und während der Bauarbeiten würden ca. 780.000 m³ Erde abgetragen werden.

Wir brauchen deutlich mehr Artenschutz auf allen Ebenen. Der Schutz des brasilianischen Regenwaldes ist wichtig, aber kein Ersatz für den Schutz der vielfältigen Lebensräume in unserem Landkreis - vor unserer Haustür. Neben einer grundsätzlichen ethischen Verantwortung für alle Arten sind es auch handfeste wirtschaftliche Gründe, warum wir dies tun sollten. Wir Menschen sind existenziell abhängig von einer Vielzahl von Leistungen der Ökosysteme und Arten, wie beispielsweise der Bestäubung oder der Wasserreinigung und Kohlenstoffspeicherung.

Die Arten der Ökosysteme bilden ein dichtes Netz mit vielen Verbindungen und Abhängigkeiten. Jede Art kann hierfür bedeutsam sein. Je mehr Arten verschwinden, desto anfälliger werden die Ökosysteme gegenüber Störungen. Daher nehmen die Ökosystem-Leistungen bereits in erschreckendem Ausmaß ab.  Der BN fordert daher eine deutlich stärkere Beachtung des Schutzes von Arten und ihren Lebensräumen auf allen Ebenen von der Abschaffung aller natur- und klimaschädlichen Subventionen über eine gemeinwohl-orientierte Land- und Forstwirtschaft und großflächige Renaturierung von Flüssen, Auen und Mooren bis hin zum Verzicht auf weitere Zerstörungen durch Straßenbau wie den Bau der B26n und Flächenverbrauch wie Ausweisung von Gewerbegebieten.

Hintergrund:
Der Internationale Tag des Artenschutzes hat seinen Ursprung in dem am 03.03.1973 unterzeichneten Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) und findet daher jährlich am 3. März statt. Durch das Abkommen sollen bedrohte wildlebende Arten (Tiere und Pflanzen) geschützt werden, die durch Handelsinteressen gefährdet werden. Rund um die Welt soll das Thema Artenschutz ins öffentliche Bewusstsein gerückt und gleichzeitig an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens erinnert werden. Wir befinden uns im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier: Laut aktueller Studien ist die natürliche Aussterberate weltweit durch menschlichen Einfluss mittlerweile um bis das 1000-fache erhöht. Die größten Bedrohungen sind Lebensraumverlust, Wilderei, Überfischung, Umweltverschmutzung, Klimawandel und die Einschleppung gebietsfremder Arten.

Interessant in diesem Kontext auch das Interview der Würzburger Biologin Dr. Frauke Fischer in der Mainpost vom 19.12.2022:  "Mit jeder Art, die verschwindet, wird das Leben auf der Erde instabiler"