BUND TESTET-WEIHNACHTSBÄUME: BEDENKLICHER PESTIZIDEINSATZ AUCH WIEDER IM SINNGRUND
Ökologisch wirtschaften geht anders, so Erwin Scheiner, Vorsitzender der Kreisgruppe Main-Spessart. Seit den 1980er Jahren intensivierte sich der Christbaumanbau im Sinngrund und bietet vielen Landwirten ein gutes Zubrot. Doch in den letzten Jahren wurden vermehrt Stimmen laut wegen des Einsatzes verschiedener Spritzmittel, die für Gewässer, Mensch und Tier nicht unbedenklich sind. Deshalb sind bereits einige Anbieter auf Ökoanbau umgestiegen oder planen das. Die konventionellen werben ebenfalls mit nachhaltiger Wirtschaftsweise.
Doch nun liegt eine aktuelle Probe eines Sinngrundbaumes vor mit dem Fund von Azoxystrobin und Lambda-Cyhalothrin. Azoxystrobin ist für Säugetiere nur gering giftig, allerdings sehr giftig für Wasserorganismen und kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.
Lambda-Cyhalothrin dagegen ist nicht nur sehr giftig für Wasserorganismen, sondern auch bienengefährlich und giftig für Warmblüter wie den Menschen.
Insgesamt haben der Bund für Um welt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der BUND Naturschutz in Bayern (BN) Nadeln von 23 Weihnachtsbäumen aus 8 Bundesländern von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen lassen. Bei 14 der analysierten Bäume wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden bei dem Test neun verschiedene Pestizide gefunden, von welchen sieben zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden. Untersucht wurden auch fünf Bäume aus Bayern, darunter der aus Gemünden. Er und zwei weitere bayrische Bäume waren belastet.
„Wir sind besorgt, da unsere Weihnachtsbaumtests über die Jahre hinweg belegen, dass in konventionellen Weihnachtsbaumplantagen Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt werden“, so Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender. „Wir fordern die Forstministerinnen auf Bundes- und Landesebene Julia Klöckner und Michaela Kaniber auf, dass die Pestizidanwendung generell deutlich reduziert werden muss, auch in Christbaumkulturen. Über eineinhalb Jahre nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ müssen bienengiftige Wirkstoffe verboten werden.“
Der Einsatz von Pestiziden auf Plantagen ist vor allem ein Problem für die Artenvielfalt. „Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie töten und schädigen Bienen und andere Insekten und zerstören Lebensräume von Nützlingen. Vier der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen“, sagte die BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. „Besonders kritisch ist die hohe Mehrfachbelastung, die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt.“ Mehr als ein Viertel der getesteten 23 Bäume war mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet, drei Bäume enthielten sogar Rückstände von drei Pestiziden. Um eine Pestizidreduktion zu erzwingen, können Bürger*innen bei der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ unterschreiben.
„Wir raten den Verbrauchern zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume oder Bäume direkt aus dem Wald vom Förster und Waldbesitzer zu kaufen“, so Ralf Straußberger, BN-Waldreferent. Der BN veröffentlicht deshalb jährlich einen Einkaufsführer mit regionalen Tipps zum Kauf von Weihnachtsbäumen aus Bio-Plantagen oder aus Wäldern.
Die untersuchten Weihnachtsbäume stammten überwiegend von deutschen Plantagen und wurden stichprobenartig an 23 Verkaufsstellen in Baumärkten, Gartencentern und im Straßenverkauf in 8 Bundesländern erworben.
Zu den Weihnachtsbaum-Testergebnissen des BUND:www.bund.net/weihnachtsbaumtest
Zum BN-Einkaufsführer für Bio-Weihnachtsbäume:
https://www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/feste-feiern/weihnachtsbaum-kaufen
Europäische Bürgerinitiative Bienen und Bauern retten:
https://aktion.bund.net/fuer-agrarwende-und-artenvielfalt
Weitere Informationen zum Thema Pestizide finden Sie unter www.bund.net/pestizide