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Ortsgruppen

Lohnt sich Landwirtschaft ohne Gentechnik?

Regional ist optimal
In dieser Aussage gipfelte die visionäre Vorstellung von Rudolf L. Schreiber bei der Veranstaltung unter dem Thema „ Sichere Zukunft – Landwirtschaft ohne Gentechnik“ in Urspringen. Eingeladen dazu hatte die Kreisgruppe Main-Spessart des Bundes Naturschutz in Bayern.

„Ein gentechnikfreier Landkreis Main-Spessart, das ist das Ziel, das wir anstreben“, so der Kreisvorsitzende Erich Perchermeier, „und auf diesem Weg sind wir mit dem Beschluss des Kreistages vom Januar 2008, unter anderem in den Einrichtungen des Kreises auf gentechnisch veräderte Lebensmittel zu verzichten, schon einen kleinen Schritt voran gekommen.“

„Ich bin im tiefsten Herzen Bauer,“ sagte Hans Fischer, Bürgermeister der Gemeinde Schwebheim im Landkreis Schweinfurt, und er sei als Bürgermeister mit der Motivation angetreten, in seiner Gemeinde ein friedvolles Zusammenleben von herkömmlich und ökologisch wirtschaftenden Bauern zu verwirklichen. Für ihn ist das neue Gentechnikgesetz mit seinen Abstandsregelungen Unfug, da Pollenflug oder Insekten diese Grenzen nicht ziehen.
Fischer, dessen Frau jetzt den ca.50 ha großen Hof mit dem Schwerpunkt Heil- und Gewürzkräuter nach Naturland-Richtlinien bewirtschaftet, sieht „unsere Chance im Anbau ohne Gentechnik“. Deshalb schloss er als Bürgermeister mit den Bauern, die auf den Fluren der Gemeinde Schwebheim wirtschaften, Verträge ab, die die Ausbringung von gentechnisch verändertem Saatgut ausschließen. Fischer wies auch auf den Artenschwund durch Pestizideinsatz und die Gefährdung des Trinkwassers hin. Als Steilvorlage der Bauern an die Verbraucher bezeichnete Fischer die Bereitschaft der Landwirte die Felder ohne Gentechnik zu bestellen, denn „fürs Essen darf das Billigste nicht gut genug sein“. Zum Schluss lud er zu einer Gemeindebesichtigung ein und forderte den Schulterschluss zwischen Landwirten und Verbrauchern, „denn wir werden keine Chance haben, die Grenzen zu schließen, aber unsere Chance ist der Anbau ohne Gentechnik“.

„Der Bund Naturschutz sieht im Ökolandbau den Königsweg“, mit dieser Aussage leitete Perchermeier zum zweiten Referat des Abends über. „Lohnt sich die Umstellung auf den ökologischen Landbau?“
Dieser Frage stellte sich Bernhard Schwab, Ökolandberater beim Amt für Landwirtschaft und Forsten in Würzburg und zuständig für einen großen Teil Nordbayerns. Mit einer Power Point Präsentation beleuchtete Schwab die Situation des Ökolandbaus in Bayern. So stellte er fest, dass gerade in Ackerbaugebieten nur wenige Ökobetriebe arbeiten, in den Randgebieten aber, wie im Alpenvorland und den Mittelgebirgen (Spessart / Rhön) der ökologische Landbau durchaus gut vertreten ist. Bayern aber liegt mit einem Anteil von etwa 4% unter dem Bundesdurchschnitt (ca. 5%), der sehr hinter den Zahlen für die Schweiz (ca. 10%) und Österreich (ca. 12%) herhinkt. Der zur Zeit festzustellende Bioboom mit zweistelligen Umsatzsteigerungen führe dazu, dass die Produktion hinter dem Umsatz bleibe, das Vertrauen in Bioprodukte aber stetig zunehme. Schwab stellte neben den Vorteilen für die Umwelt wie Wasserschutz, Artenschutz und Klimaschutz auch die Vorteile für den Verbraucher , artgerechte Tierhaltung, gesunde Lebensmittel, keine Gentechnik und keine Belastung mit Rückständen in den Mittelpunkt seines Referates. Lohnend für eine Umstellung sieht Schwab die momentanen Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau.

Geradezu revolutionär erwies sich Rudolf L. Schreiber, Publizist und Unternehmensberater aus Frankfurt. Schreiber, u.a. auch Mitbegründer des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Deutschland ( Gründung 1975 im Hotel Zur Schönen Aussicht in Marktheidenfeld) mit seinen Aussagen zu einem neuen Denken in der Landwirtschaft und im Verbraucherverhalten. Für den Visionär Schreiber ist der ökologische Landbau aus ganzheitlicher Sicht die beste nachhaltige Wirtschaftsweise. Unter dem Aspekt „Wir sind das kluge Europa“ fordert er die Beteiligung von Landwirten und Bürgern an der Vermarktung, die Kenntnisse der Landfrauen bei der Veredelung. Im Billigpreis sieht er den „wahren Krieg unserer Zeit“, die Landwirte „der Diktatur der Konzerne“ unterworfen und den Verbraucher zum Sklaven degradiert. Schreiber vergleicht die Halbwertszeit beim Zerfall von Atomen mit der Gentechnik und stellt fest, dass die Halbwertszeit berechenbar ist, die Gentechnik aber nicht rückholbar. Schreibers Vision ist die Vision der Regionen, ein regionales Wirtschaften, möglichst unter ökologischen Aspekten, und ein Verbraucherverhalten, das den Preis akzeptiert, der den Erzeuger entsprechend entlohnt, der den Landwirten aber wieder zugute kommen muss. „Regional ist optimal, das muss für eine Region gelten, für ganz Unterfranken“. Das ist Schreibers Vision. An den Preisvorstellungen Schreibers entspann sich eine rege Diskussion, aber auch die Imker und die leider nicht sehr zahlreich anwesenden Landwirte wiesen auf ihre speziellen Probleme hin. Die Reihe gegen die Gentechnik setzt der Bund Naturschutz am 18. April 2008 mit einem Vortrag in Lohr fort, bei dem das Verbraucherverhalten im Mittelpunkt stehen wird.

Wer Interesse hat bei einem Bündnis für einen gentechnikfreien Landkreis mitzuarbeiten oder sich freiwillig verpflichtet auf Gentechnikanbau zu verzichten wende sich bitte an:

Bund Naturschutz Main-Spessart
Südring 2
97828 Marktheidenfeld
09391-8892
bn-msp@web.de
www.main-spessart.bund-naturschutz.de