Zur Startseite
  • Aktuelles
  • Veranstaltungen
  • Presse
  • Spenden+Helfen
  • Kontakte+Service

Ortsgruppen

  • Home  › 
  • Aktuelles

Zukunft der Amphibien in Bayern ungewiss

Lebensraumverlust, Klimawandel, Pestizide, Straßenbau, Insektensterben: Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) hat heute im Landkreis Main-Spessart auf die Bedrohung der heimischen Amphibienarten hingewiesen. Seit Anfang März sind die Amphibien wieder unterwegs und bereits am ersten Wochenende haben im Bereich Retzbach die freiwilligen Helfer über 200 Kröten und Frösche über die Straße getragen.

18.03.2019

Allerdings gehen die Zahlen vor Ort bereits zurück. Doch nicht nur auf der Straße droht den Amphibien der Tod: auch durch die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Rückgang an feuchten Wiesen und Weiden, trocken fallenden Laichgewässern und dem Insektensterben sind sie in Gefahr. Aber auch die Zahl der bis zu rund 6.000 freiwilligen Helferinnen und Helfer in ganz Bayern, die seit Jahrzehnten bei den Amphibienwanderungen gerne und leidenschaftlich Ihren Beitrag für die Erhaltung der Amphibien in Bayern leisten, geht in manchen Regionen zurück. Auch kämpfen die Aktiven vielerorts mit Problemen beim Zaunaufbau und Gefahren bei der Betreuung der Zäune.

Mit dem Vorort-Termin am Amphibienschutzzaun an der Staatsstraße 2437 Zellingen-Duttenbrunn wollte der BN auf die Bedrohungen für die Amphibien und die Probleme bei den Sammlungen bzw. auch bei der Vorbereitung der Sammlungen aufmerksam machen. „Es ist schon lange bekannt, dass die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und der immer noch anhaltende Verlust von Lebensräumen in Form von Kleingewässern, Brachflächen und Saumstrukturen den Amphibien massiv zu schaffen machen“, so Norbert Hörning, Vorsitzender der OG Retzbach/Zellingen. “Viele Laichgewässer, die im Frühjahr oft noch Wasser haben, trocknen aus, bevor die Kaulquappen sich entwickelt haben”, betont Thomas Winter, Amphibienfachmann der Ortsgruppe Retzbach. Es gibt aber auch weitere Gefahren wie die Pestizide, die über die feuchte, durchlässige Haut der Amphibien leicht aufgenommen werden und entweder direkt zum Tod führen können, das Immunsystem der Tiere schwächen oder aber die Metamorphose von der Kaulquappe zum erwachsenen Tier stören. Diese Gefahr könnte mit einem deutlich verminderten Einsatz der Pflanzenschutzmittel und der Erhöhung der Anbaufläche in ökologischer Landwirtschaft schnell verringert werden. Auch das Insektensterben erschwert Kröten, Fröschen und Molchen das Überleben, denn Insekten sind eine wichtige Nahrungsquelle. Auch hier könnte mit einer geänderten Agrarpolitik schnell gegengesteuert werden. Um die Bestände zu retten, muss der Rückgang von feuchten Wiesen und Weiden in Bayern gestoppt werden, so wie es das unlängst mit überwältigender Beteiligung von der Bevölkerung unterstützte Volksbegehren zur Artenvielfalt vorsieht. „Viele Amphibien können wir vor dem Straßentod retten. Aber der Rückgang der Insekten macht ihnen schwer zu schaffen: Hauptnahrung der Amphibien sind Insekten! Auch der Einsatz von Pestiziden trägt zum allmählichen Verschwinden unserer Kröten, Frösche und Molche bei. Darum ist es wichtig, dass die Inhalte des Volksbegehrens zur Artenvielfalt bzw. ‚Rettet die Bienen‘ ihren Weg ins bayerische Naturschutzgesetz finden“, so Prof. Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent des BN.

Aber auch der Klimawandel wirkt sich auf die Bestände unserer heimischen Amphibien aus und dessen Auswirkungen können nur durch eine ambitionierte Klimaschutzpolitik gemindert werden. Der Jahresrhythmus der Amphibien ist sehr eng an den Jahresverlauf der Witterung angepasst. Wenn es hier Verschiebungen gibt, dann könnte es angesichts der komplexen ökosystemaren Zusammenhänge, in die Amphibien eingebunden sind, schnell dazu führen, dass sich für  einzelne Arten die Lebensgrundlagen verschlechtern, was zu einem weiteren deutlichen Rückgang der Amphibienzahlen beitragen könnte.  Wenn beispielsweise früh im Jahr milde Temperaturen die ersten Lurche zum Wandern und zum Laichen locken und dann nochmal eine Frostperiode einsetzt, kann der ganze Laich verloren gehen.

Weitere Probleme gibt es schließlich im Landkreis Main-Spessart an einigen Wanderstrecken beim Aufbau der Zäune. Diese Aufgabe liegt dort in den Händen der Straßenmeisterei und des Kreisbauhofs, da aus Sicherheitsgründen keine Ehrenamtlichen eingesetzt werden können. So kommt es für die Krötenwanderung oft zu einem verspäteten Aufbau, wenn bei den Straßenmeistereien noch andere Aufgaben im Vordergrund stehen.  

Zum Schutz der Amphibien in Bayern fordert der BN

  • die Erhaltung aller naturnahen Gewässer und Feuchtbiotope sowie des Feuchtgrünlandes in Bayern,
  • die Wiederherstellung der natürlichen Auendynamik an bayerischen Flüssen in Verbindung mit natürlichem Hochwasserschutz,
  • das Belassen von breiten Uferrandstreifen an stehenden und fließenden Gewässern,
  • das Verbot von Glyphosat und ein deutlich verminderter Einsatz anderer Pestizide,
  • die Berücksichtigung der Auswirkungen auf Amphibien im Zulassungsverfahren neuer Pestizideneine finanzielle Förderung für Landkreise und Kommunen beim nachträglichen Einbau von Amphibienschutzanlagen an Kreisstraßen und Ortsverbindungsstraßen,
  • Erleichterung der Amphibienwanderungen durch bessere Vernetzung ihrer Lebensräume (Biotopverbund),
  • Reduzierung des anhaltend hohen Flächenverbrauchs in Bayern, da dieser auch die Lebensräume von Amphibien betrifft sowie als langfristig wirksame und notwendige Maßnahme eine ambitionierte Klimaschutzpolitik der bayerischen Staatsregierung.
  • Eine bessere Vernetzung aller Akteure angefangen bei den Bewilligungsbehörden für Fördermittel bis hin zu den Straßenmeistereien.

Auch in den kommenden Tagen sind die Amphibien weiter auf Wanderschaft:

  • Sie wollen mithelfen? Melden Sie sich bitte per Mail an: amphibien@bund-naturschutz.de
  • Der BN bittet alle Autofahrer in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme.
  • Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Amphibienzäunen.
  • Achten Sie an den Stellen, an denen Amphibienzäune errichtet sind, auf die Helfer, die am Straßenrand Tiere einsammeln.
  • Reduzieren Sie Ihr Tempo auf Straßen, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen, auch wenn keine Warnhinweise aufgestellt sind.
  • Sie haben eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist? Melden Sie die Strecken Ihrer Unteren Naturschutzbehörde.